Warum machen Leute überhaupt Urlaub? Während Reisen und Migration schon seit Jahrtausenden fester Bestandteil menschlichen Lebens sind, handelt es sich beim Phänomen des Tourismus um ein Produkt der Moderne. Erst im 19. Jahrhundert schafften technologische Innovationen wie die Eisenbahn oder der Telegraf die infrastrukturellen Voraussetzungen für einen strukturierten und oftmals kommerziell gesteuerten Tourismus, während gleichzeitig die Schattenseiten von Industrialisierung und Urbanisierung das Bedürfnis bürgerlicher Schichten nach außerstädtischer Erholung wachsen ließen. In den Zwischenkriegsjahren wandelte sich der Tourismus dann zu einem Massenphänomen, welches nicht zuletzt vom Nationalsozialismus stark instrumentalisiert wurde. Und auch im geteilten Deutschland des Kalten Kriegs blieb Tourismus zutiefst politisch: In der DDR organisierten staatliche Organisationen wie der FDGB-Feriendienst oder die FDJ den Tourismus nach ideologischen Prämissen, während im Westen die zunehmend obligatorischen Sommerurlaube in Italien oder Spanien eine bedeutende Rolle im Wandel der jungen Bundesrepublik zu einer Konsum- und Freizeitgesellschaft spielten. Heute steht der ausufernde „Jetset“-Tourismus einerseits für die global vernetzte Welt kosmopolitischer Eliten, gleichzeitig jedoch auch für rapide wachsende soziale Ungleichheiten und ökologischen Frevel – zumindest bis Corona.
Diese Übung befasst sich mit dem Phänomen des Tourismus aus historischer Perspektive. Weshalb entstand der Tourismus ausgerechnet im 19. Jahrhundert, und welche strukturellen Rahmenbedingungen waren hierfür notwendig? Welche politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Funktionen erfüllte der Tourismus, und inwiefern veränderte er sowohl Gesellschaften als auch die touristischen Räume selbst? Und wie entwickelten sich diese Dynamiken im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts? Diesen Fragen nähern wir uns anhand von aktueller Forschungsliteratur sowie einer Vielzahl abwechslungsreicher Quellen wie beispielsweise Reiseführern, Postkarten und Werbefilmen an.
Hinweis zum digitalen Ablauf: Der Kurs wird (voraussichtlich) digital unterrichtet und ist in fünf größere Themenblöcke gegliedert, was die Vorteile asynchroner und synchroner Lehre miteinander vereint. Jeder Themenblock besteht aus einem einführenden Lehrvideo, einer Auswahl passender Literatur und Quellen, interaktiven asynchronen Diskussionsformaten sowie jeweils einer abschließenden synchronen Zoom-Sitzung. Für jeden dieser fünf Themenblöcke ist eine Arbeitsaufgabe anzufertigen, zu welcher Sie individuelles Feedback erhalten. Die fünf überarbeiteten Aufgaben stellen dann als „Portfolio“ die Bewertungsgrundlage des Kurses dar.
- Trainer/in: Mathias Häußler
- Trainer/in: Tim Kapsreiter
- Trainer/in: Bernadette Mischka