Wintersemester 2018/19

Unabdingbar in kriegerischen Auseinandersetzungen, zentral in höfischen Zeremonien und kostbar als diplomatische Geschenke waren Pferde und Höfe über Jahrhunderte eng miteinander verbunden. Kaum etwas versinnbildlicht die herrschaftliche Autorität deutlicher als der Blick vom sprichwörtlichen hohen Ross, dem lebendigen Thron, festgehalten in unzähligen Reiterstandbildern und Porträts zu Pferde. Mit der Wiederentdeckung der antiken Pferdewissenschaften zu Beginn der Frühen Neuzeit und dem Einfluss byzantinischer Kunstreiterei nach der Eroberung Konstantinopels erfuhr die Reitkunst in ganz Europa Auftrieb und schlug sich in der Gründung von höfischen Reitakademien und der Aufführung aufwendiger Pferdeballette zu besonderen Festivitäten nieder. Könige ließen sich mit ihren Reitmeistern porträtieren (Charles I, England), gaben gar eigene Reitlehren in Auftrag (Louis XIII, Frankreich), investierten in Ställe, Pferde und Zubehör. Wir wollen in dieser Übung den vielfältigen Ursachen der frühneuzeitlichen „Pferdebegeisterung” auf den Grund gehen und dabei den Umgang mit den unterschiedlichen Quellenarten, die uns hiervon Aufschluss geben könnten, einüben: seien es Briefe, Akten, Reisetagebücher, zeitgenössische Fachliteratur, Schriften politischer Theorie, Gemälde, Musikstücke oder Architekturzeichnungen. Ein Besuch der Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek in Regensburg, die umfangreiche hippologische Sammlungen beherbergt, wird unsere historische Spurensuche abrunden.

Zwischen 1640 und 1649 befand sich England im Bürgerkrieg. Anhänger des Königs (cavaliers) und Anhänger des Parlaments (roundheads) standen sich in einer Eskalationsspirale gegenüber, die schließlich zur Enthauptung von Charles I. und zu der einzigen republikanischen Phase Englands (1649-1660) führte. So könnte man die Geschichte des englischen Bürgerkriegs erzählen und so ist sie oft erzählt worden. Doch um was ging es eigentlich und wie kam es dazu? An diesen Fragen scheiden sich die Geister bis heute. Im Proseminar werden wir die verschiedenen historischen Interpretationen zur Vorgeschichte, dem Ausbruch und der Bedeutung des englischen Bürgerkrieges kennenlernen, indem wir mögliche Kontexte untersuchen, in denen die jeweilige historische Erzählung des Bürgerkrieges eingebettet wird. Wann begann der Bürgerkrieg: 1640, 1625 oder viel früher? An welchen Grenzen endete er? War es ein Krieg der drei Königreiche (England, Schottland, Irland), der europäischen Verflechtung, der lokalen Ereignisse, des Meeres? Welche Rolle spielten Konfession, soziale Ungleichheit oder Ideen von Herrschaft, Revolution und Widerstand? Wir werden am Beispiel des englischen Bürgerkrieges, der nach wie vor zu den Schlüsselepisoden der englischen Geschichte zählt, Fachliteratur kritisch lesen und herausfinden, welche Fragen Historiker an Quellen stellen und zu welchen Thesen sie gelangen. Ebenso werden wir „zentrale“ Quellen gemeinsam lesen und interpretieren.

Die Veranstaltung richtet sich an Doktoranden sowie Bearbeiterinnen und Bearbeiter von Zulassungsarbeiten, Bachelor- und Masterarbeiten. Es werden Themen, Inhalte und Methoden von Qualifikationsarbeiten diskutiert, außerdem stellen auswärtige Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftler ihre Forschungsprojekte vor.

Das frühneuzeitliche Europa prägte eine Vielzahl von raumbildenden Grenzen: darunter politische, rechtliche, religiöse, geographische, militärische oder kulturelle Grenzen, die nur selten deckungsgleich und zudem häufig umstritten waren. Die Masterübung fragt anhand der Betrachtung ausgewählter Regionen und Quellengattungen nach der Art und Weise, wie in der Frühen Neuzeit unterschiedliche Arten von Grenzen markiert und wahrgenommen wurden, wie in europäischen Grenzregionen einerseits Grenzen demonstrativ verteidigt, aber auch gezielt überwunden wurden. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Prozess der Staatsbildung, der im Zuge der Entstehung von Nationalstaaten auf eine klare Fixierung von Grenzen sowie auf die Angleichung von politischen, rechtlichen, religiösen und kulturellen Grenzen zielte, um Herrschaft zu zentralisieren und auch in vom Herrschaftszentrum weit entfernten Regionen durchsetzen zu können.

In diesem Jahr jährt sich der Beginn des Dreißigjährigen Krieges zum 400. Mal. In neueren Publikationen wird der DK als „Krieg der Kriege“ (Johannes Burkhard) bezeichnet, als „Deutsches Trauma“, „ europäische Katastrophe“ (Herfried Münkler). Hier seien die apokalyptischen Reiter Krieg, Hunger und Seuchen durch Europa galoppiert, um den Menschen millionenfachen Tod und die Verwüstung weiter Landstriche zu bringen. Im Seminar werden wir nicht nur Ursachen, Ablauf und Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges behandeln, sondern auch danach fragen, wie sich der Kriegsalltag für die Zeitgenossen konkret gestaltete und mit welchen Sinndeutungen sie den Krieg versahen. Wir werden uns mit der Rolle von politischen Kräftekonstellationen, aber auch mit der herausragender Einzelpersonen in diesem längsten und verheerendsten Krieg der Frühen Neuzeit beschäftigen. Im Rahmen der Rezeptionsgeschichte werden wir nach den Spuren suchen, die dieses Ereignis in der Gegenwart hinterlassen hat.