Unabdingbar in kriegerischen Auseinandersetzungen, zentral in höfischen Zeremonien und kostbar als diplomatische Geschenke waren Pferde und Höfe über Jahrhunderte eng miteinander verbunden. Kaum etwas versinnbildlicht die herrschaftliche Autorität deutlicher als der Blick vom sprichwörtlichen hohen Ross, dem lebendigen Thron, festgehalten in unzähligen Reiterstandbildern und Porträts zu Pferde. Mit der Wiederentdeckung der antiken Pferdewissenschaften zu Beginn der Frühen Neuzeit und dem Einfluss byzantinischer Kunstreiterei nach der Eroberung Konstantinopels erfuhr die Reitkunst in ganz Europa Auftrieb und schlug sich in der Gründung von höfischen Reitakademien und der Aufführung aufwendiger Pferdeballette zu besonderen Festivitäten nieder. Könige ließen sich mit ihren Reitmeistern porträtieren (Charles I, England), gaben gar eigene Reitlehren in Auftrag (Louis XIII, Frankreich), investierten in Ställe, Pferde und Zubehör. Wir wollen in dieser Übung den vielfältigen Ursachen der frühneuzeitlichen „Pferdebegeisterung” auf den Grund gehen und dabei den Umgang mit den unterschiedlichen Quellenarten, die uns hiervon Aufschluss geben könnten, einüben: seien es Briefe, Akten, Reisetagebücher, zeitgenössische Fachliteratur, Schriften politischer Theorie, Gemälde, Musikstücke oder Architekturzeichnungen. Ein Besuch der Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek in Regensburg, die umfangreiche hippologische Sammlungen beherbergt, wird unsere historische Spurensuche abrunden.