Dieses Seminar hat eine
kritische Betrachtung des Verhältnisses zwischen Medien und dystopischer
Fiktion (sowohl in der Literatur, als auch im Film) zum Gegenstand. Bezeichnenderweise findet der Paradigmenwechsel von utopischer zu
dystopischer Literatur im Verlauf des Fin-de-siècle
statt, also während einer industriellen Periode, in welcher neue Medien der
Kommunikation und der Massenunterhaltung sich parallel zu technologischen
Innovationen entfalten. Jede industrielle Entwicklungsphase beeinflusst die
Medienökologie, d.h. neuen Medien transformieren ihre systemische Umwelt und lösen
dadurch sozialen Wandel aus. Komponenten des Science Fiction Genres beruhen oftmals auf Trendprognosen, welche mittels
Extrapolation gegenwärtiger wirtschaftlicher, techno-wissenschaftlicher und gesellschaftlicher
Entwicklungen erstellt werden und somit von konkreten Fakten (Science Faction)ausgehen.
Gemeinsam untersuchen
wir in literarischen und filmischen Werken das Wesen des Medienwandels, indem
wir u.a. konkrete Medienökologien der biographischen Gegenwart von science fiction-AutorInnen
mit den Mediendispositiven ihrer dystopischen oder utopischen Fiktionen
vergleichen. Wir stellen dabei auch dar, inwieweit
Science Fiction selbst via Prototyping mediale Innovationen inspiriert. Die
Struktur und Funktion von Medienartefakten wird dabei anhand von Fallbeispielen
analysiert: von den Ursprüngen der
Science
Fiction im ausgehenden 19. Jahrhundert (Mantegazza, Bellamy) über die
Zwischen- und Nachkriegszeit (Huxley, Orwell und Bradbury), „Minority Report“ (1956/2002)
und „Johnny Mnemonic“ (1986/1995), dem kybernetischen Feminismus, Steampunk und
Ökofuturismus, bis hin zu Eggers’
TheCircle (2013) und dem Vorbild von
Zuckerbergs’ Metaverse in Stephensons’ Cyberpunk-Novelle
Snow Crash (1992).