Der Grundkurs will notwendiges Basiswissen zur Geschichte des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation von der spätmittelalterlichen Reichsreform Maximilians I. bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges vermitteln. Neben den primär zu behandelnden politischen Ereignissen gehören dazu auch sozial-, wirtschafts-, religions- und geistesgeschichtliche Phänomene. Eine Auswahl dieser Fragestellungen wird unter einem systematisierenden Zugriff in die prinzipiell chronologische Darstellung einfließen. Zudem soll mit dem von Wolfgang Reinhard und Heinz Schilling vertretenen Konfessionalisierungsparadigma auch eine geschichtswissenschaftliche Theoriebildung mit umfassendem Erklärungsanspruch vorgestellt und auf ihre Tragfähigkeit hin überprüft werden.
In der Lutherdekade und insbesondere im Jahr 2017 ist die Reformation in aller Munde. Dabei wird leicht übersehen, dass auch der Katholizismus im 16. und 17. Jahrhundert einem grundlegenden Wandel unterlag. Schon die Reformbewegungen des späten Mittelalters verweisen auf die sich in der Frühen Neuzeit vollziehende Wandlung. Allerdings ist nicht zu bestreiten, dass sich dieser Wandel durch die Reformation und ihre Breitenwirkung dynamisierte. Dies spiegelt sich auch in der Terminologie wider: Während der Begriff „Gegenreformation” vor allem die Reaktion der katholischen Kirche auf die von Luther ausgehende Reformation bezeichnet und „Rekatholisierung” die Rückgewinnung von protestantischen Gebieten meint, verweist der Terminus „katholische Reform” auf die Veränderungen innerhalb des Katholizismus. In der heutigen Forschung wird meist der Begriff der „Konfessionalisierung” gebraucht, wenn von den religiösen, politischen und soziokulturellen Entwicklungen im 16. und 17. Jahrhundert die Rede ist. In dem Proseminar werden wir uns nach einer kurzen Einführungsphase, in der wir einen Überblick über das Thema gewinnen und uns mit dem aktuellen Forschungsstand beschäftigen, mit unterschiedlichen historischen Phänomenen der Konfessionalisierung aus Sicht des Katholizismus beschäftigen. Dazu gehören u.a. fürstliche Konversionen im Heiligen Römischen Reich und die daraus resultierenden machtpolitischen Probleme, die Umsetzung der Kirchenreform in den katholischen Reichsgebieten, das neu entstehende Ordenswesen sowie die neue katholische Spiritualität. Über das Alte Reich hinaus wird der Blick gerichtet auf Frankreich und Spanien sowie die katholische Mission in Übersee.
Die Veranstaltung richtet sich an Doktoranden, Magistranden und BearbeiterInnen von Zulassungsarbeiten. Es werden Themen, Inhalte und Methoden von Qualifikationsarbeiten diskutiert; außerdem stellen auswärtige WissenschaftlerInnen ihre Forschungsprojekte vor.
In Zeiten von Instagram, Twitter, Snapchat und anderen sozialen Medien sind Schönheitsideale allgegenwärtig; Körper, die nicht dem Ideal entsprechen, werden herabgewürdigt. Gleichzeitig wird aber auch Kritik geübt am ‚Lookism’ und ‚Bodyshaming’ der sozialen Medien. Auch wenn das Phänomen ‚modern’ erscheint und sich Schönheitsideale im 20. Jahrhundert besonders schnell veränderten, so beschäftigten Schönheitsideale doch seit jeher die Menschen. Allerdings unterliegen diese einem steten historischen Wandel und passen sich den sozialen, kulturellen und ökonomischen Gegebenheiten der jeweiligen Kontexte an. In der Übung beschäftigen wir uns mit den sich verändernden Schönheitsidealen in der Frühen Neuzeit, d.h. von Renaissance über Barock bis zum Zeitalter der Aufklärung. Während im ausgehenden Mittelalter und in der beginnenden Frühen Neuzeit noch schmale, mädchenhafte (Frauen-)Körper angesagt waren, wandelte sich dieses Ideal im Zuge von Renaissance und insbesondere im Barock zu üppigeren Formen. Perücken, Korsette und starke Schminke waren zu dieser Zeit en vogue. Im Zeitalter der Aufklärung entdeckte man dann das Ideal der ‚Natürlichkeit’; auch fand die ‚Feminisierung’ von Schönheit sowie deren Verwissenschaftlichung in der Physiognomik im ausgehenden 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Der schöne Mann wurde zunehmend lächerlich. Und: Ohne Hässlichkeit, keine Schönheit. Im Laufe der Übung wird auch die sich wandelnde Wahrnehmung von Hässlichkeit eine Rolle spielen. In der Übung lesen und analysieren wir Quellen und Forschungsliteratur zum Thema an der Schnittstelle zwischen Geschichte, Kunstgeschichte, Geschlechter- und Körpergeschichte sowie der Wissensgeschichte.
Die frühe Neuzeit gilt als eine Epoche einer barbarischen, grausamen Strafjustiz, welche erst durch die europäische Aufklärung zunehmend infrage gestellt und schließlich überwunden werden konnte. Am Beispiel unterschiedlicher Deliktfelder wie Raub, Diebstahl, Kindsmord, Unzucht oder Betrug und ihrer Bestrafung durch frühneuzeitliche Obrigkeiten werden wir Bewertungen dieser Art hinterfragen und uns gleichzeitig damit auseinandersetzen, wie in der Frühen Neuzeit als einer Epoche der zunehmenden Disziplinierung der Untertanen, Kriminalität überhaupt definiert wurde und mit welchen Problemen und Zielen ihre Bekämpfung erfolgte. Dabei werden wir uns auch mit der Entwicklung des Strafverfahrens, so etwa mit der Rolle der Folter oder auch der Verteidigung der Angeklagten, auseinandersetzen.