In mehreren Siedlungswellen bis zum 18.
Jh. bildeten sich in den mittel-, ost- und südosteuropäischen Stadtzentren
auf dem Gebiet der ehemaligen k. u. k. Monarchie soziale Gruppen heraus, die
das Deutsche als Erstsprache verwendeten. Das Seminar wirft anhand
ausgewählter Beispiele (u. a. Prag/Praha, Kaschau/Košice, Budapest,
Essek/Osijek, Temeswar/Timișoara, Czernowitz) einen Blick auf diese deutschen
Stadtsprachen an der Wende vom 19. zum 20. Jh. Nach der Erarbeitung
grundlegender methodologischer Ansätze der relevanten
sprachwissenschaftlichen Teildisziplinen (Varietätenlinguistik,
Dialektologie, Kontaktlinguistik, Standardsprachenforschung und
Fehlerlinguistik) sollen anhand konkreter Fallbeispiele folgende Fragen im
Mittelpunkt der Seminararbeit stehen: - Welche Quellen
geben Auskunft über das jeweilige städtische Deutsch? - Welche Aussagen
machen sie über die mündlich verwendeten Varietäten des Deutschen im
Stadtgebiet? Wo lassen sich diese sich in die diatopische
Varietätenlandschaft des Deutschen einordnen? - Welche Einflüsse
der gesprochenen auf die geschriebene Sprache sind feststellbar? - Inwieweit wich
das Deutsch der städtischen Unterschichten von dem der Oberschichten ab? - Wie unterschied
sich das städtische Deutsch vom Deutsch des ländlichen Umfeldes? - Welche Spuren
hinterließ der Sprachen-Kontakt mit den jeweiligen Mehrheitssprachen (u. a.
Tschechisch, Ungarisch, Kroatisch, Rumänisch) im jeweiligen städtischen
Deutsch? - Welche
sprachlichen Ebenen (Lexik, Morphologie, Syntax, Phraseologie) waren davon am
stärksten betroffen? - (Wo) Lassen sich
(ethnolektale) Spuren des Jiddischen ausmachen? Sind diese ggf. dem
Bilingualismus (Jiddisch-Deutsch) oder einem Sprachwechsel geschuldet? - Welche Reste
(Lehngut, Minderheiten) des ehemaligen städtischen Deutsch sind heute noch
lebendig? Wie werden Sie dokumentiert (Aufnahmen, Atlanten, Wörterbücher,
Einzeluntersuchungen)? |