Wer heute durch Bayern fährt, begegnet allerorten den Spuren von Gegenreformation und Konfessionalisierung. Das Hauptseminar untersucht die Rahmenbedingungen, den Ablauf und die Folgen dieser Entwicklungen für das Herzog- und spätere Kurfürstentum Bayern im 16. bis 18. Jahrhundert. Nach einführenden Sitzungen geht es besonders um die Analyse konkreter Zeugnisse der Gegenreformation in der protestantischen Reichsstadt Regensburg mit ihren dennoch vielen katholischen Institutionen sowie in der bayrischen Land- und Universitätsstadt Ingolstadt als Zentrum jesuitischer Gelehrsamkeit. Diese Sitzungen finden im Rahmen von Exkursionen vor Ort statt.
Die Reformation in Europa ist eines der Kernthemen der Frühneuzeitgeschichte, das nicht zuletzt im Zuge der aktuellen Lutherdekade eine besondere Relevanz in der öffentlichen Wahrnehmung besitzt. Die Vorlesung fragt im Kontext ausgewählter Ereignisse der Reformationsgeschichte besonders nach dem Verhältnis zwischen Politik und Religion in der Phase zwischen 1517 und 1555. Denn die Reformation führte nicht nur mit Blick auf im engeren Sinne religiöse Verhältnisse zu erheblichen Umbrüchen im frühneuzeitlichen Europa, sondern auch mit Blick auf Herrschaftsverhältnisse, Machtpotentiale und ihre Ressourcen. Dabei werden zugleich die Auswirkungen von Reformation und Konfessionalisierung auf die Entwicklung der historischen Forschung problematisiert und auf diese Weise der kritische Blick auf die Genese von Forschungsthesen geschult.
Die Reichsstadt Regensburg besaß eine herausragende historische Bedeutung für den Verlauf der Reformation im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, die auch in der Nominierung Regensburgs als Reformationsstadt 2017 zum Ausdruck kommt. Das Masterseminar widmet sich am Beispiel ausgewählter Sachverhalte dem Ablauf und den sozialen, politischen und kulturellen Folgen der Reformation für die Reichsstadt und spätere bayerische Provinzstadt Regensburg, die zwar noch vielerorts sichtbar, aber kaum wirklich im Bewusstsein der heutigen Bevölkerung präsent sind. Nach einigen einführenden Sitzungen ist die Veranstaltung als Forschungs- und Archivseminar konzipiert, mehrere Sitzungen werden in Regensburger Archiven stattfinden, auf klassische Referate wird verzichtet. Die Teilnehmerzahl ist deshalb auf 8 beschränkt.
Die Veranstaltung richtet sich an Doktoranden, Magistranden und BearbeiterInnen von Zulassungsarbeiten. Es werden Themen, Inhalte und Methoden von Qualifikationsarbeiten diskutiert; außerdem stellen auswärtige WissenschaftlerInnen ihre Forschungsprojekte vor.