Obwohl nach dem Ende des Kalten Kriegs vielfach ein Rückgang gewaltsamer Konflikte prognostiziert wurde, prägen Kriege und bewaffnete Auseinandersetzungen auch im 21. Jahrhundert weiterhin Politik, Gesellschaft und Alltagskultur. Im Zusammenspiel mit globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel gewinnen diese Konflikte nicht nur an Brisanz, sondern auch an Komplexität. Der Klimawandel wirkt dabei nicht nur als ökologisches Problem, sondern zunehmend als multidimensionaler Krisentreiber: Er verschärft bestehende soziale und ökonomische Ungleichheiten, destabilisiert politische Ordnungen und befeuert Konflikte um Ressourcen, Territorien und normative Systeme.
Krieg manifestiert sich demnach nicht nur als physische Realität auf Schlachtfeldern, sondern ist ebenso kulturelles Deutungs- und Erinnerungsgeschehen. Er formt generationsübergreifend kollektive Erzählungen und Bilder von Vergangenheit und Zukunft, prägt Identitätskonstruktionen und schafft neue Handlungsmuster, die sich bspw. in Ritualen niederschlagen. In diesem Rahmen knüpft das geplante Seminar auch an aktuelle Ansätze der kulturwissenschaftlichen Krisenforschung an, die Krisen historisch und gegenwartsorientiert als Ausnahmezustände begreift, in denen gesellschaftliche Ordnungen und Routinen unterbrochen werden – Krisen wirken hierbei als Katalysatoren für den Wandel und fungieren als Brennglas kultureller Dynamiken.
Nach einer theoretischen und historischen Fundierung möchte das Themenseminar den Fragen nachgehen, wie Krieg kulturell erinnert, symbolisch gerahmt und gesellschaftlich verarbeitet wird und inwiefern Menschen, insbesondere marginalisierte Gruppen, hiervon unterschiedlich betroffen sind. Dabei werden sowohl historische als auch gegenwärtige Formen von Krieg analysiert und damit zusammenhängende Narrative kulturwissenschaftlich verordnet. Die Studierenden erarbeiten in Kleingruppen thematische Zugänge zum Problemfeld aus der Perspektive der Vergleichenden Kulturwissenschaft. Die thematische Ausrichtung ist strukturell durch Fachdiskurse vorgegeben, kann jedoch auch durch die Präferenzen der Teilnehmenden mitbestimmt werden.