Die Entdeckung Amerikas führte im Zusammenspiel mit Reformation und Renaissance zum Ende mittelalterlicher Lebenswelten und Übergang zum modernen Europa. In den folgenden drei Jahrhunderten, jener Epoche, die heute als Frühe Neuzeit bezeichnet wird, entstanden weite Bereiche der Alltagskultur, die gegenwärtig in der Wende zum postindustriellen, globalen und digitalen Zeitalter im Verschwinden begriffen sind. Aber obgleich sich die Vergleichende Kulturwissenschaft auch als historische Disziplin versteht, wird diese Epoche, die für das Verständnis europäischer Kultur grundlegend ist, eher stiefmütterlich behandelt. Dagegen steht die Frühe Neuzeit zunehmend im Zentrum global-, sozial- und kolonialhistorischer Forschungen.
Die angekündigte Vorlesung wird sich der Zeit zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert aus der spezifischen Perspektive der Vergleichenden Kulturwissenschaft annähern und dabei Ergebnisse der Nachbardisziplinen miteinbeziehen. Der Fokus liegt dabei auf dem deutschen Sprachraum – da sich unser Fach jedoch als Europäische Ethnologie versteht, werden die entsprechenden Themenfelder auch in ihren internationalen Bezügen reflektiert.
Einem allgemeinen Überblick über die Rahmenbedingungen folgt eine Analyse alltagskultureller Aspekte unter besonderer Berücksichtigung exemplarischer und interdisziplinär relevanter Themenfelder. Dazu gehören etwa die Komplexe Kommunikation, Mentalität, Religion, Aberglauben, Hexenverfolgung, Brauch, Handwerk, Wohnen/Wirtschaften, Medizin, Kleidung, Ernährung, Protoindustrialisierung und Genderspezifik sowie die Beschäftigung mit dem Verhältnis zwischen Menschen und Natur.