Der Tod eines Herrschers oder einer Herrscherin war in der Frühen Neuzeit keine ‚Familienangelegenheit‘ im modernen Wortsinn. Weil in weiten Teilen Europas das Prinzip dynastischer Fürstenherrschaft prägend war, bedeutete das Ableben eines Machthabers ein Risiko für die gesamte gesellschaftliche Stabilität und mitunter eine existenzielle Gefahr für die Kontinuität der politischen Ordnung. Existierte keine oder eine umstrittene Erbfolgeregelung, entstanden Auseinandersetzungen rund um politische Führungsansprüche, die sich in einigen Fällen in existenzielle militärische Konflikte ausweiteten.
Die Übung taucht in diesen Problemkontext ein und beleuchtet dabei erstens Sterben und Tod von Herrschern als soziale Ereignisse, um die sich Trauer, Begräbnis, Memoria und viele weitere Praktiken anlagerten. Zweitens werden exemplarische Nachfolgestreitigkeiten aber auch -kriege wie etwa der Landshuter (1504/05) oder der österreichische Erbfolgekrieg (1740–48) genauer untersucht, um spezifische Merkmale und Dynamiken am Einzelfall herauszuarbeiten. Im Zuge dessen geraten regelmäßig größere Fragen geschichtswissenschaftlichen Arbeitens in den Blick, denn gerade auf diesem traditionsreichen Forschungsfeld kann man methodische Entwicklungen und Innovationsprozesse der Historiographie wie unter dem Brennglas beobachten