„Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1Kor
15,55) Dieses paulinische Wort aus dem ersten Korintherbrief wurde zu einem der
weitverbreitetsten biblischen Motive und theologischen Heilszusagen in der
Geistesgeschichte. Der Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ist ein zentrales
Thema von Theologie und Kirche, von Religion und Kult. Vorstellungen über das Leben
nach dem Tod gibt es ebenso viele, wie es Begriffe für das Jenseits gibt. Kunst
und Architektur, Musik und Literatur haben sich in großer Zahl an der
Interpretation, Ausgestaltung und Neuschöpfung kreativer Jenseitsvorstellungen
beteiligt und diese bis in die Gegenwart (und Zukunft) geprägt.
Die Vorlesung erkundet
Jenseitsvorstellungen der Vergangenheit im Spiegel des jeweiligen Diesseits und folgt damit einem
theologiehistorischen Zugang. Welche sind die biblischen und patristischen Grundlagen
des Jenseits bzw. worauf hoff(t)en Christ:innen auf Basis der biblischen
Offenbarung? Im Spielraum dessen, was die Heilige Schrift offen und
unbeantwortet lässt: Welche Vorstellungen des Lebens nach dem Tod entwickelten
sich im Lauf der Theologiegeschichte, und inwiefern spiegelt sich darin die
jeweilige Lebenswirklichkeit der Autor:innen und Zeitgenoss:innen? Welche
kirchlichen Richtlinien und Leitmotive entwickelten sich im Lauf der
Eschatologie- bzw. Dogmengeschichte? Was haben die Lebenden mit den
Toten, die Toten mit den Lebenden zu tun, bzw. welche rituellen und
spirituellen Beziehungsnetze werden als den physischen Tod überdauernd gedacht? Bedeutet das Leben nach dem Tod Gerechtigkeit, Gleichheit,
Belohnung, Bestrafung, Wiedergutmachung, Wiedersehen? Diesen und anderen Fragen widmet sich die Vorlesung.