Die Vorlesung gibt einen regionen- und sprachenübergreifenden Überblick über Schlüsselwerke anti-, post- und dekoloniales Denkens im 20. und 21. Jahrhundert und lädt ein zur Auseinandersetzung mit den Denkansätzen in ihrem jeweiligen raumzeitlichen Kontext sowie ihrer wissenschaftlichen und politischen Tragweite. Insbesondere beschäftigen wir uns mit den Texten der „holy trinity“ des Postkolonialismus (Said, Spivak, Bhabha), mit den Schriften Fanons, Aimé und Suzanne Césaires, Memmis sowie Mbembes, der dekolonialen Schule (Quijano, Mignolo, Lugones) und Werken anderer lateinamerikanischer Denker:innen (u.a. Rivera Cusicanqui). Darüber hinaus befassen wir uns mit theoretischen Beiträgen zur Verbindung von Postkolonialismus und Postsozialismus (Tlostanowa), zum Globalen Süden und zur Provinzialisierung Europas (Chakhrabarty).
Im Sinne komparativer Area Studies folgt die Vorlesung regionalen Logiken in ihren transregionalen Verflechtungen (Amerikas, Asien, Afrika, Ozeanien, Europa). Dabei bindet sie die theoretischen Beiträge an ihre jeweiligen Kontexte von Kolonisierung, Kolonialismus und Imperialismus zurück. Zugleich reflektieren wir in der Vorlesung das regionale und übergreifende Erkenntnispotenzial sowie mögliche blinde Flecken der Ansätze auch anhand von Fallstudien aus den Kulturwissenschaften kritisch. Ziel der Vorlesung ist es, bei den Studierenden eine grundlegende Kenntnis anti-, post- und dekolonialer Schlüsselwerke aufzubauen, sie mit der Kompetenz auszustatten, deren regionale Verortung nachzuvollziehen, sowie deren kritische Rezeption zu fördern.
Die Textgrundlage der Vorlesung bilden deutsche bzw. englischsprachige Übersetzungen der Schlüsseltexte. Die Vorlesung schließt mit einer Open-Book-Klausur, die voraussichtlich in der letzten Vorlesungswoche stattfindet.
Die Übung zur Vorlesung vertieft die Schlüsseltexte durch gemeinsame kommentierte Lektüre, Diskussion und Arbeit in Kleingruppen und bietet damit eine ideale Vorbereitung auf die abschließende Klausur.