Die
fulminante Wiedergeburt der Antike am Ende des düsteren Mittelalters,
verkörpert in herausragenden Literaten wie Dante Alighieri, grandiosen Künstlern
wie Leonardo da Vinci oder brillanten Gelehrten wie Erasmus von Rotterdam: Dieses
Szenario verband sich in älteren Darstellungen wie selbstverständlich mit dem Renaissancebegriff.
Seit einigen Jahrzehnten sieht sich das analytische Modell Kritik ausgesetzt, wurde
ausdifferenziert oder als elitengeschichtlich gänzlich abgelehnt, um „in die Rumpelkammer abgetaner Mythen“
verwiesen zu werden. Gerade deshalb eignet es sich in besonderer Weise, um im
Kontext des Proseminars gemeinsam Möglichkeiten und Grenzen eines
Epochenbegriffs auszuloten.
So
thematisieren wir einerseits ereignis- und kulturgeschichtliche Grundlagen der
Bewegung wie ihre Repräsentationen in bildender Kunst, Architektur, Wissenschaft,
Humanismus oder im Bereich technischer Innovationen, Herrschaft, Kriegsführung,
Religion und Selbstdarstellung. Andererseits werden wir derartige Fixpunkte hinterfragen
und neue Forschungsansätze – etwa zu globalen Dimensionen oder weiblichen
Akteuren – berücksichtigen. Chronologisch liegt der Schwerpunkt auf der ersten
Hälfte der Frühen Neuzeit, wobei im Sinne einer longue durée auch Anfänge der Renaissance im Italien
des 14. Jahrhunderts sowie ihre Rezeption in jüngerer Vergangenheit und Gegenwart
thematisiert werden.