Philhellenismus, die Liebe zu den Griechen, ist einer der wichtigsten Faktoren für das Verständnis der europäischen Kulturgeschichte im 18. und 19. Jahrhundert, aber auch einer der merkwürdigsten. Insbesondere für die Entwicklung des Deutschen zur Literatursprache spielt der Wechsel von römisch-lateinischen Modellen hin zu griechischen Vorbildern eine wesentliche Rolle, so sehr allerdings, dass Eliza Marian Butler von einer Tyranny of Greece over Germany sprechen konnte. Das Seminar wird dementsprechend die kulturhistorischen Bedingungen der Identifikation der Deutschen mit den Griechen untersuchen und diese projektiven Verfahren der produktiven Aneignung anhand von Lektüren u.a. von Winckelmann, Klopstock, Lessing, Goethe, Hölderlin, Byron genauer nachvollziehen. Die Studierenden werden angeleitet, kanonische Texte in close readings zu analysieren und unter Verwendung von sowohl philologischen als auch anthropologischen Zugängen zu diskutieren.
Das Seminar dient den Studierenden der Vertiefung ihrer Kenntnisse über die deutschsprachige Dramatik, ihrer Epochen, Gattungen und Poetiken, aber auch über ihre institutionelle Geschichte und ihre Aufführungspraktiken. Wir werden den Übergang vom Barockdrama zum Drama der Aufklärung, des Sturm und Drangs sowie der Klassik im europäischen Kontext reflektieren und die deutschsprachige hochkulturelle Tradition ins Verhältnis mit angrenzenden Formen der theatralischen bzw. mimetischen Darstellung in religiösen und nicht-höfischen Kontexten setzen, nicht zuletzt unter Berücksichtigung der Fragen von race, class und gender.
Die Studierenden werden zur Lektüre von Dramentexten angeleitet und erarbeiten dabei Konzepte zur kritischen Diskussion, die sie mit Bezug auf die kultur- und sozialhistorischen Umwälzungen des 18. Jahrhunderts zur Anwendung bringen können.