Campusgeschichten (engl. häufig auch: Campus Lore / college
legends) werden dem Bereich des Alltäglichen Erzählens zugeordnet. Nicht selten begegnen sie in fröhlicher
Runde auf der letzten Uniparty, auf Social Media, an den WG-Tischen oder in den
Fachschaftszimmern. Da wäre etwa die neueste Anekdote vom ewigen
Dauerstudenten, Erzählungen über exzentrische Professorinnen oder Gerüchte über
herabfallende Trümmerteile, die auf dem Campus beinahe jemanden erschlagen
hätten. Jene Geschichten dienen dabei längst nicht nur der Unterhaltung und dem
Informationsaustausch. In ihnen spiegeln sich auch die Erwartungen, Ängste und Hoffnungen
von Studierenden und Lehrkräften, Diskurse um Leistung, Hierarchie und Zugehörigkeit
sowie nicht zuletzt auch ein spielerisch-spöttischer Umgang mit der Universität
als Stätte der Bildung und Wissensvermittlung. Das Seminar möchte dabei
ergründen, wie sich Campusgeschichten als Akte narrativer Sinnstiftung und
Selbstdeutung in den Blick nehmen lassen und was sie über die Rolle der
Universität in der Gesellschaft und ihre Akteur*innen aussagen (Vgl. Meyer,
2023, 125-126).
Das
Seminar bietet eine grundlegende Einführung in das Feld des Alltäglichen
Erzählens und vermittelt am Beispiel der Campusgeschichten theoretische und
methodische Grundlagen, wie sich Erzählungen sammeln, ordnen, bewahren und untersuchen
lassen. Im Zentrum steht die Planung und
Durchführung eines gemeinsamen Forschungsprojekts, in dessen Rahmen Campusgeschichten
rund um die Universität Regensburg analog wie digital aufgespürt, festgehalten
und ausgewertet werden. Dabei stellen sich auch Fragen nach ihrem
Überlieferungscharakter, der auftretenden motivischen Bandbreite, dem
Variantenreichtum und populärkulturellen Bezugnahmen.