In der Frühen Neuzeit hatten Musik und Kunst eine politisch andere Rolle inne als heute, wo Kulturförderung eher den Status eines Luxusgutes innehat. Doch für die frühneuzeitlichen Fürsten und Adligen waren Kunst und Musik wesentliche Bestandteile der Politik. In ganz Europa betätigten sich Herrscher als Förderer der Künste oder agierten gar selbst als Künstler. Der Versuch, die konfessionellen, dynastischen, ideologischen, sozialen oder machtpolitischen Hintergründe dieses Handelns zu verstehen, führt mitten hinein in die Einzigartigkeit dieser Epoche. Anhand von höfischen Beispielstudien aus dem 17. Jahrhundert, als die Prachtentfaltung in Spanien, Frankreich, Italien, Nordeuropa und dem Reich einen Höhepunkt erreicht, wird das Proseminar den Funktionen von Musik und Kunst nachspüren. Trotz der offenkundigen Bedeutung für die Zeitgenossen rücken Kunst und Musik erst allmählich in den Interessensfokus geschichtswissenschaftlicher Forschung. Das Seminar wird daher die Thematik auch nutzen, um neue Forschungskonzepte und den Umgang mit historischen Quellen zu reflektieren.
Die Veranstaltung richtet sich an Doktoranden, Magistranden und BearbeiterInnen von Zulas-sungsarbeiten. Es werden Themen, Inhalte und Methoden von Qualifikationsarbeiten diskutiert; außerdem stellen auswärtige WissenschaftlerInnen ihre Forschungsprojekte vor.
Mit der Etablierung von Buchdruck und Druckgraphik entstand in der Frühen Neuzeit auch die Sensationsberichterstattung, die als eine epochenübergreifende Konstante der medialen Nachrich-tenproduktion verstanden werden kann, auch wenn sie in der Frühen Neuzeit eigene Formen aufwies. Nach einer umfassenden Einführung in das Mediensystem der Frühen und Neuzeit und seine sozialen und ökonomischen Grundlagen wollen wir Einblattdrucke und Druckschriften zu sensationellen Vorkommnissen interpretieren, darunter Berichte über „Kannibalen“, „Missgebur-ten“, Naturkatastrophen oder auch Himmelszeichen. Dabei gab es auch in der Frühen Neuzeit schon „fake news“, die gleichwohl aufschlussreiche Informationen über die Medienproduzenten und ihre Ziele, Dynamiken des Mediensystems, aber auch über die Mentalitäten der Bevölkerung als Rezipienten solcher Drucke darstellen.