Das Stichwort Cancel Culture ist zurzeit in aller Munde. Verschiedene
Akteure, von links wie von rechts, streiten darüber, ob und wenn ja,
welche Inhalte aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen werden
müssen. Sowohl gesamtgesellschaftlich als auch in journalistischen und
wissenschaftlichen Sphären diskutiert man über zulässige und nicht
zulässige Inhalte, Anreden, Umgangsformen und Arten der Debattenkultur
und das nicht erst seit kurzem, gab es doch vor der Diskussion um Cancel
Culture ein ganz ähnlich prominentes Schlagwort, nämlich das der
Political Correctness.
Die Antwort auf die Frage darauf, ob es im Rahmen einer demokratischen
Debattenkultur überhaupt förderlich ist, bestimmte Inhalte aus dem
Diskurs zu verbannen, variiert dabei stark, je nachdem, welchen
demokratietheoretischen Standpunkt man einnimmt. So haben sich seit
jeher verschiedene DenkerInnen mit Redefreiheit, Meinungsfreiheit, der
politischen Lüge und den Grenzen des öffentlich Sagbarem beschäftigt.
Im Rahmen des Kurses werden wir zunächst entsprechend einen Blick in die
Ideengeschichte werfen und bei Autorinnen und Autoren wie Immanuel
Kant, John Stuart Mill, Alexis de Tocqueville, Hannah Arendt und Jürgen
Habermas nachlesen, wie viel Meinungs- und Redefreiheit ihrer
Einschätzung nach zulässig oder notwendig ist, um von einer stabilen und
funktionsfähigen Demokratie ausgehen zu können. Im zweiten Teil des
Kurses nähern wir uns dem aktuellen Phänomen der Cancel Culture und der
Debattenkultur systematisch, indem wir verschiedene
demokratietheoretische Perspektiven (liberal, republikanisch,
deliberativ, radikal) einnehmen und hinsichtlich des Umgangs mit cancel
culture und Debattenkultur gegenüberstellen.
Die Übung ist als Lektüre-Seminar konzipiert. Die erfolgreiche Teilnahme
setzt eine intensive Textvorbereitung, eine aktive Beteiligung an der
Diskussion, die Übernahme eines Referats sowie - im Falle der benoteten
Übung – die Abgabe einer Hausarbeit voraus.
Das Seminar kann als benotete und als unbenotete Übung belegt werden.