Eine Theorie der Gerechtigkeit hat die wahrscheinlich nachhaltigste politikphilosophische Debatte im 20. Jahrhundert ausgelöst, nämlich die zwischen Liberalen, die von einem Primat des Individuums gegenüber der Gemeinschaft ausgehen, und jenen, die auf dem Primat der Gemeinschaft gegenüber dem Individuum insistieren. Diese Gruppe verteilt sich über verschiedene politische Lager: christlich Konservative, sozialistisch Inspirierte und selbst Liberale, denen Rawls Position zu weit geht. Rawls verändert daraufhin in den achtziger Jahren seinen liberalen Ansatz. Das Seminar analysiert die verschiedenen Positionen und diskutiert deren Aktualität.
Politische Philosophie und Ideengeschichte gehören zu den Grunddisziplinen der politikwissenschaftlichen Beschäftigung mit politischen Ordnungen. Zeitgenössische Verständnisse von Politik und Demokratie - seien sie liberaler, republikanischer, postmoderner oder postdemokratischer Provenienz - lassen sich ohne Kenntnis der wechselhaften Geschichte des politischen Denkens nicht angemessen begreifen.
Die als Einführungsveranstaltung konzipierte Vorlesung macht mit klassischen und wirkungsmächtigen Positionen des politischen Denkens vertraut. Sie spannt damit einen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart. Dabei vermittelt sie Basiswissen über die wichtigsten Positionen und Profile des politischen Denkens.
Die Protestbewegungen seit den siebziger Jahren bis hin zu Occupy stritten für überschaubare Ziele. Dabei entwickeln sie Solidarität aus Verantwortung für das eigene Handeln. Die 68er Bewegungen kämpften noch für den Sozialismus. Doch sie träumten bereits den antiautoritären Traum von einer kommunikativen, friedlichen Welt ohne Diskriminierung. Ähnliche Utopien beseelen viele Menschen, die sich außerhalb politischer Institutionen engagieren. Mit Attac und Occupy ist heute auch der Traum der sozialen Gerechtigkeit auf die politische Agenda zurückgekehrt.
Das Hauptseminar diskutiert in kursorischer Lektüre den Zusammenhang von Protest, Solidarität und Utopie wie er heute im Ruf nach individuellem Engagement und partizipatorischer Demokratie wirksam ist.