Menschen tauchen in virtuelle Welten ein, Menschen drucken in 3D, Menschen lesen eBooks, Menschen spielen im Netz, Menschen schaffen Wissen in der Wikipedia, Menschen sehen die Welt durch ihre Datenbrille, Menschen kommunizieren in sozialen Medien, Menschen vermessen ihre Gesundheit mit wearables, Menschen lernen online, Menschen finden Partner in Netzwerken, Menschen schaffen Identität über digitale Plattformen, Menschen forschen mit virtuellen Forschungsumgebungen, Menschen erzeugen Öffentlichkeit über Onlineforen, Menschen stellen ihre Privatsphäre zur Schau, Menschen machen Revolutionen mit Kurznachrichten, Menschen finden sich mithilfe digitaler Dienste zurecht, Menschen kaufen im Netz, …
Menschen leben in der digitalen Gesellschaft.
Totalität und Ubiquität digitaler Medien zeigt sich an solchen Beispielen, die Transformation buchstäblich aller Lebenssphären durch Informationstechnologie und digitale Medien hat in den vergangenen Jahren dramatisch an Geschwindigkeit gewonnen und ist zum Gemeinplatz geworden. Man kann wohl davon ausgehen, dass qualifizierende Attribute wie „digital“ oder „virtuell“ bald entfallen können, da sie den selbstverständlichen Normalfall beschreiben. Wie weit die so bewirkten Änderungen reichen, wird z. B. daran deutlich, dass auch lang etablierte Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben sind, wandeln oder gar infrage gestellt werden. Dabei werden nicht alle Visionen Realität (Cybersex, Second Life, …), viele Entwicklungen bedürfen einer deutlich differenzierteren Betrachtung jenseits der Technikbegeisterung.
Im Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur sind viele Disziplinen versammelt, die einen besonders engen Bezug zu den Transformationsprozessen der digitalen Gesellschaft aufweisen, und die mit Informationstechnologie und Digitalisierung verbunden sind. Die besondere fachliche Breite, die Einbettung in einer sprach-, literatur- und kulturwissenschaftlichen Fakultät und die Unabhängigkeit gegenüber der Internetwirtschaft lassen unser Institut als besonders geeignet für die Reflexion über die digitale Gesellschaft erscheinen. Könnten wir nicht das „Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen in der digitalen Gesellschaft“ sein?
Grundkonzept:
Die einzelnen Vorträge beleuchten aus ihrer disziplinären Perspektive Wandlungsprozesse der digitalen Gesellschaft am Beispiel je eines zentralen Konzeptes. Die Themen stammen primär aus den Querschnittthemen des Instituts: Information und Informationsverhalten, Medien, Sprache, Kultur, Kommunikation, Öffentlichkeit, Identität und Selbstbild, Selbstvermessung (quantified self), Heimat, Partizipation, Orientierung (Navigation), Ernährung, Wissen, Wissenschaft, […]