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Mo 14-17
Raus aus dem traditionellen jüdischen religiösen Leben, rein in die moderne Großstadt! Zwischen 1850 und 1930 erleben die Juden im östlichen Europa eine kulturelle Blüte. Während dieser Zeit experimentieren Schriftstellerinnen und Schriftsteller jüdischer Herkunft mit den modernistischen Trends der Zeit. Doch in welcher Sprache? In einer slavischen Sprache oder in einer jüdischen, also Jiddisch oder Hebräisch?
Die Vorlesung wird mit Schwerpunkt auf das östliche, mittel- und südöstliche Europa Orte jüdischen Lebens behandeln, die in Geschichte und Gegenwart von Bedeutung waren oder sind. An ihnen sich eine intellektuelle Geschichte nachzeichnen, die in besonderer Weise auch lokale Gegebenheiten berücksichtigt. Die Vorlesung behandelt damit sowohl reale Orte als auch deren Repräsentation in der Literatur und Kunst sowie die Symbolfunktion wichtiger jüdischer Orte wie Jerusalem, der Zusammenhang von Ort und Schrift oder die Spannung von sakralem und weltlichem Raum. Stationen der Vorlesung sind beispielsweise Warschau und Vilnius, Odesa und Kyiv, Novi Sad und Subotica. Neben diesen Schlüsselorten in ihren historischen Kontexten eingedenk der Schoa will die Vorlesung Lebens- und Ordnungsformen wie Schtetl, Ghetto oder Siedlungsgebiete wie beispielsweise das zu Sowjetzeiten entstandene Birobidschan näherbringen, die jüdische Gemeinschaften in besonderer Weise geprägt haben.
Literatur zur Vorbereitung (Auswahl):
Brauch, Julia, and Anna Lipphardt. Jewish topographies: Visions of space, traditions of place. Routledge, 2016.
Ernst, Petra/Lamprecht, Gerald (Hrsg.): Jewish Spaces. Die Kategorie „Raum“ im Kontext kultureller Identitäten. Innsbruck 2010.
Haumann, Heiko. Geschichte der Ostjuden. München 51999.
Mann, Barbara E. Space and place in Jewish studies. Vol. 2. Rutgers University Press, 2012.
Slezkine, Yuri. Das jüdische Jahrhundert. Göttingen 2006.