Der Prozess der Schaffung eines
modernen Staates, wie er in den westeuropäischen Ländern stattfand, ging an den
Polen vorbei. Der Mangel an staatlicher Kontinuität im neunzehnten und
zwanzigsten Jahrhundert führte dazu, dass Polen erst nach dem Durchbruch von
1989 begann, souverän dauerhafte staatliche Institutionen aufzubauen, wobei es
diese weitgehend von seinen westlichen Nachbarn entlieh. Dabei handelte es sich
jedoch nicht um eine rein nachahmende Transformation. Institutionen, die von
Polen als fertige Modelle übernommen wurden, begannen sich mit eigenen Inhalten
zu füllen, manchmal auf unerwartete Weise, so dass sie anders funktionierten
als ihre Gegenstücke im Westen.
Dieser Kurs untersucht die Prozesse, die Polens politische,
wirtschaftliche und soziale Realität geformt haben.