Bereits im Alter von 19 Jahren setzte sich Bertolt Brecht in seiner Heimatstadt Augsburg ein eigenes Denkmal: In einer der Dichternischen des Stadttheaters posierte er als „neuer Schiller“ – ein Akt jugendlicher Selbstinszenierung, der nicht nur als Anekdote, sondern auch fotografisch überliefert ist. So übermütig dieser Moment erscheinen mag, so deutet er doch auf Brechts ausgeprägtes Selbstverständnis als Dramatiker mit klassischem Anspruch hin. Sein innovativer Gestaltungswille und seine unmittelbare Wirkungsabsicht haben ihn in der Tat zu einem „Klassiker der Moderne“ gemacht.
Im Zentrum der Lehrveranstaltung steht die Auseinandersetzung mit Brechts sogenannten „großen“ Stücken, die exemplarisch für sein episches Theater und seine politische Ästhetik stehen. Ausgehend von der Schiller-Adaption Die heilige Johanna der Schlachthöfe (entstanden in der späten Weimarer Republik), widmet sich das Seminar insbesondere den im Exil verfassten Dramen: Das Leben des Galilei, Mutter Courage und ihre Kinder, Der gute Mensch von Sezuan sowie Der kaukasische Kreidekreis. Ziel ist es, Brechts Theaterkonzeption im historischen und ideengeschichtlichen Kontext zu analysieren und seine Relevanz für die Gegenwart zu reflektieren.
Literatur: Brecht, Bertolt: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Herausgegeben von Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei und Klaus-Detlef Müller. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1989ff.; Müller, Klaus-Detlef: Bertolt Brecht. Epoche, Werk, Wirkung. München: Beck 2009 (Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte). Thomsen, Frank; Müller, Hans-Harald; Kindt, Tom: Ungeheuer Brecht. Eine Biographie seines Werks. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006; Knopf, Jan: Bertolt Brecht. Lebenskunst in finsteren Zeiten; Biografie. München: Hanser 2012; Knopf, Jan (Hg.): Brecht Handbuch. 5 Bände. Stuttgart-Weimar: Verlag J.B. Metzler 2001 ff.; Kittstein, Ulrich: Bertolt Brecht. Paderborn: Fink 2008 (UTB Profile, 3030).