Rezeptionsphänomene, die Bücher zu ‚Kultbüchern‘ stilisieren, werden
häufig durch ihre projektiven Leerstellen und die Möglichkeit einer
Identifikation erklärt. Die ‚Suche nach dem Selbst‘ trifft dabei sowohl
auf die Lesenden zu, die sich häufig auf der Schwelle in die Adoleszenz
befinden, als auch auf die Autoren bzw. die Autorinnen der Kultbücher
selbst. Häufig werden die Werke durch den Konnex von Literatur und Leben
sogar als sinnstiftende Lebenshilfe verstanden, es bilden sich
Lesekreise sowie eine Verehrung des Autors / der Autorin aus oder es
entstehen literarisch motivierte Trends. Dies soll im Vertiefungsseminar
anhand von Friedrich Gottlieb Klopstocks Der Hügel und der Hain, Johann Wolfgang von Goethes Die Leiden des jungen Werthers, Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra, Rainer Maria Rilkes Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, Hermann Hesses Unterm Rad, Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues und Hermann Hesses Der Steppenwolf behandelt
werden, die entwicklungspsychologisch verschiedene Aspekte der
literarischen Ich-Suche beinhalten und / oder berühmte (historische)
Rezeptionen aufweisen. Übergeordnet soll dabei auch behandelt werden,
wie es zu den Rezeptionsphänomenen von ‚Kultbüchern‘ kommt. Durch die
Arbeit mit Annotation Studio oder Voyant erfolgt
weiterhin ein zielgerichteter Einsatz von Anwendungen der Digital
Humanities. Das Seminar versteht sich als Beitrag zur Vertiefung und
Differenzierung des literaturgeschichtlichen Wissens und Denkens.