Ziel des Tutoriums ist es, die Inhalte der Vorlesung gemeinsam aufzuarbeiten und ein vertieftes Verständnis der behandelten Positionen zu erlangen. Dies soll primär durch die vertiefte Analyse der gelesenen Texte sowie durch die Diskussion der verschiedenen Konzepte erfolgen. Das Tutorium soll außerdem zum Erwerb fachgebietsspezifischer Arbeitsweise und insbesondere dem Erlernen hermeneutischer, analytischer und argumentativer Kompetenzen beitragen. Die Teilnahme setzt die Bereitschaft zu intensiver Textlektüre und aktiver Mitarbeit voraus.
Bürgerschaft ist einer der zentralen Begriffe, mit denen sich die Politische Philosophie in ihrer begrifflich-normativen Analyse von Staatsdenken beschäftigt. Der Grundkurs führt anhand der gemeinsamen systematischen Analyse und Diskussion zentraler Quellentexte in diesen Themenkomplex ein. Dabei werden wir uns unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigen: Was bedeutet Bürgerschaft? Inwiefern korrespondiert das Verständnis von Bürgerschaft (und der Entwurf eines spezifischen Bürgerideals) mit der Konzeption des Staates? Und welche anthropologischen Annahmen liegen einem konkreten Bürgerverständnis zugrunde? Anhand ausgewählter Hauptwerke widmen wir uns dem Staats- und Bürgerschaftsverständnis dreier zentraler Denker*innen, die mit ihrem Denken die politische Philosophie maßgeblich geprägt haben – Aristoteles, Thomas Hobbes und Hannah Arendt – und tauchen damit in verschiedenen Epochen politischen Denkens (Antike, Neuzeit, Moderne) ein. Dabei soll nicht nur eine Gegenüberstellung der Texte, sondern auch die Erarbeitung der Bezüge und Einflüsse zwischen den drei Philosoph*innen erfolgen. Die gemeinsame Arbeit mit Quellentexten sowie die Diskussion der verschiedenen Konzepte zielen neben der vertieften Kenntnis zentraler Positionen der politischen Philosophie und Ideengeschichte auf den Erwerb der fachgebietsspezifischen Arbeitsweise und insbesondere das Erlernen hermeneutischer, analytischer und argumentativer Kompetenzen ab. Die Teilnahme am Grundkurs setzt die Bereitschaft zu intensiver Textlektüre und aktiver Mitarbeit voraus.
John Rawls gilt als einer der bedeutendsten PhilosophInnen und als Wiederbegründer der politischen Philosophie im 20. Jahrhundert – sein Werk prägt bis heute in erheblichem Maße politiktheoretische und philosophische Diskurse. Mit seinem 1971 erschienenen ersten Hauptwerk A Theory of Justice und dem darin entwickelten Konzept der „Gerechtigkeit als Fairness“ wird Rawls primär als Gerechtigkeitstheoretiker bekannt. In späteren Schriften und insbesondere in Political Liberalism, das 1993 erschien, greift der Philosoph die in seiner Gerechtigkeitstheorie bereits angelegten liberalen und demokratietheoretischen Elemente auf und vertieft Fragen nach dem Umgang mit der weltanschaulichen Diversität der BürgerInnen, der Legitimierung politischer Entscheidungen und der dauerhaften Stabilität eines liberalen demokratischen Staates. Neben der Auseinandersetzung mit den gerechtigkeitstheoretischen Fundamenten zielt die Übung insbesondere darauf ab, den demokratietheoretischen Konzepten und Ansätzen in John Rawls‘ Theorie nachzugehen. Dabei soll auch der Frage Raum gegeben werden, inwiefern seine theoretischen Konzepte für gegenwärtige Herausforderungen der (digitalisierten) demokratischen Gesellschaften fruchtbar gemacht werden können. Das Seminar ist als Lektüreseminar konzipiert, in dessen Rahmen die themenbezogene Auseinandersetzung mit John Rawls‘ Primärtexten im Vordergrund steht, um neben inhaltlichen Aspekte auch einen Eindruck und ein Gefühl für die Strukturierungsarbeit und den Schreibstil zu gewinnen. Wir werden uns dabei vornehmlich mit Rawls‘ zweitem Hauptwerk Political Liberalism auseinandersetzen, uns aber auch anderen Werken wie A Theory of Justice und dem Aufsatz The Idea of Public Reason Revisited widmen. Die Erarbeitung der Ausschnitte aus den Primärtexten wird außerdem durch den Einbezug systematisch relevanter Sekundärliteratur ergänzt und unterstützt.