John Rawls gilt als einer der bedeutendsten PhilosophInnen und als Wiederbegründer der politischen Philosophie im 20. Jahrhundert – sein Werk prägt bis heute in erheblichem Maße politiktheoretische und philosophische Diskurse. Mit seinem 1971 erschienenen ersten Hauptwerk A Theory of Justice und dem darin entwickelten Konzept der „Gerechtigkeit als Fairness“ wird Rawls primär als Gerechtigkeitstheoretiker bekannt. In späteren Schriften und insbesondere in Political Liberalism, das 1993 erschien, greift der Philosoph die in seiner Gerechtigkeitstheorie bereits angelegten liberalen und demokratietheoretischen Elemente auf und vertieft Fragen nach dem Umgang mit der weltanschaulichen Diversität der BürgerInnen, der Legitimierung politischer Entscheidungen und der dauerhaften Stabilität eines liberalen demokratischen Staates. Neben der Auseinandersetzung mit den gerechtigkeitstheoretischen Fundamenten zielt die Übung insbesondere darauf ab, den demokratietheoretischen Konzepten und Ansätzen in John Rawls‘ Theorie nachzugehen. Dabei soll auch der Frage Raum gegeben werden, inwiefern seine theoretischen Konzepte für gegenwärtige Herausforderungen der (digitalisierten) demokratischen Gesellschaften fruchtbar gemacht werden können. Das Seminar ist als Lektüreseminar konzipiert, in dessen Rahmen die themenbezogene Auseinandersetzung mit John Rawls‘ Primärtexten im Vordergrund steht, um neben inhaltlichen Aspekte auch einen Eindruck und ein Gefühl für die Strukturierungsarbeit und den Schreibstil zu gewinnen. Wir werden uns dabei vornehmlich mit Rawls‘ zweitem Hauptwerk Political Liberalism auseinandersetzen, uns aber auch anderen Werken wie A Theory of Justice und dem Aufsatz The Idea of Public Reason Revisited widmen. Die Erarbeitung der Ausschnitte aus den Primärtexten wird außerdem durch den Einbezug systematisch relevanter Sekundärliteratur ergänzt und unterstützt.