Mit seiner bewegten Geschichte ist die Vergleichende Kulturwissenschaft in der Tradition der Volkskunde ein Fach, das sich im Verlauf seiner Institutionalisierung an den Universitäten immer wieder selbstreflexiv hinterfragen und zahlreiche Transformationsprozesse durchlaufen musste. Dabei reichen die Wurzeln des Fachs nicht nur zu Wilhelm Heinrich Riehl zurück, welcher im Jahr 1858 die ,,Volkskunde als Wissenschaft“ ausrief. Auch die Zeit der Aufklärung mit ihrem wachsenden Interesse am Menschen, seiner Umwelt und den Grundzügen kultureller Prozesse lässt prägende theoretische und methodische Ansätze sichtbar werden. Im Fokus des Seminars sollen vor allem die letzten drei Jahrhunderte der Fachgeschichte und ihre verschiedenen geistigen Strömungen und Theoretiker*innen stehen, die jeweils vor ihrem fachspezifischen Kontext exemplarisch herausgearbeitet und diskutiert werden. Ziel ist der Erwerb von Kenntnissen über prägende historische Forschungsparadigmen, deren Vertreter*innen sowie Entwicklungskontexte, aber auch deren Problematiken, um ein Verständnis für die Argumentationsweisen einer zeitgenössischen empirischen Kulturwissenschaft zu entwickeln.