„Alle Menschen sind gleich, denn sie sind gleichberechtigt. Jeder Mensch ist einmalig, einzigartig und individuell.” (Annedore Prengel) Die Arbeit mit einer heterogenen Schüler*innenschaft in der Grundschule als erste und gemeinsame Schule - als Chance und Herausforderung - erfordert umfangreiche Professionskompetenzen von Lehrkräften, um diversitätssensibel und diskriminierungskritisch im Schulkontext zu agieren. In einem ersten Block sollen deshalb verschiedene Heterogenitätsdimensionen wie beispielsweise Geschlecht, natio-ethno-kulturelle oder soziale Herkunft und persönlichkeitsbezogene Faktoren genauer analysiert werden. Auf Basis der oben genannten Grundannahme der sog. „Pädagogik der Vielfalt” nach Annedore Prengel sollen in einem zweiten Block Möglichkeiten des produktiven Umgangs mit Heterogenität in Form verschiedener methodisch-didaktischer Maßnahmen (Individualisierung, Differenzierung, Öffnung des Unterrichts, transkulturelles Lernen) und schulstruktureller Maßnahmen (Jahrgangsmischung, Ganztagsschule, Inklusion) aufgezeigt werden.
In Ergänzung zur Ringvorlesung greift das Proseminar für die Professionalisierung pädagogisch und bildend Tätiger in der Migrationsgesellschaft zentrale Themenbereiche auf. Auf der Grundlage von interdisziplinärem Theoriewissen wird jeweils dessen Bedeutung für eine reflektierte pädagogische Praxis abgewogen. Zunächst wird Migration als gesellschaftliches Phänomen in seiner Komplexität erschlossen. Zentrale Konstrukte im Kontext von Kultur, Nation und Identität werden im Zusammenhang ihrer Begriffs- und Diskursgeschichte erarbeitet. Weiterhin werden Ursache und Wirkung von Fremdheitskonstruktionen in Vergangenheit und Gegenwart sowie verschiedene Ausprägungen von Zuschreibungspraktiken bis hin zu Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit thematisiert und zueinander in Beziehung gesetzt.
Das Projektkolloquium richtet sich an die Studierenden, die im Rahmen des Zertifikats für Migration und Bildung ihre Projektarbeit schreiben.
Der Stand der jeweiligen Arbeit wird präsentiert und diskutiert.
Der regelmäßige Austausch mit anderen schafft einen Raum für Reflexion und nicht zuletzt für methodische und wissenschaftliche Fragen.
Die Teilnahme am Kolloquium ist verpflichtend, um das Projektmodul zu absolvieren.
Deutschland ist und wird von migrationsbedingten Prozessen und Phänomenen geprägt und lässt sich somit als Migrationsgesellschaft bezeichnen. Dies bedeutet, dass Sie als Lehrkraft (nicht nur) in ihrem Schulalltag damit konfrontiert sind, dass heute mehr als ein Drittel der Kinder in der Bundesrepublik eine familiäre oder eigene Migrationsgeschichte hat.Trotzdem wird diese Tatsache, in die wir alle (und als Lehrkräfte ganz besonders) eingebunden sind, von Seiten der Bildungseinrichtungen häufig ignoriert oder problematisiert, indem weiterhin an natio-ethno-kulturellen Normalitätskonstruktionen festgehalten wird. Kinder, die davon abweichen, sind im deutschen Schulsystem oft systematisch benachteiligt.Hier hat insbesondere die Grundschule als erste Schule für alle Kinder die Chance und Aufgabe, entsprechend zu reagieren.Das Seminar setzt sich sowohl theoretisch als auch handlungsorientiert mit historischen und aktuell konkurrierenden pädagogischen Antworten auf Migration auseinander. Durch Exkurse in die kritische soziale Arbeit, Gesellschafts- und Kulturwissenschaften werden darüber hinaus (Er)kenntnisse über Themen wie Kultur, Fremdheit, Rassismus oder Empowerment gewonnen und für die grundschulpädagogische Praxis fruchtbar gemacht, um eigene Unsicherheiten abzubauen und so den Bedürfnissen aller Schüler*innen in der Migrationsgesellschaft gerecht werden zu können.