Unter Marionette findet sich im Duden die Eintragung: „Gliederpuppe, willenloses Geschöpf.“ Das Motiv der Marionette steht in der Regel für Menschen, genauer: menschliche Zustände, die als ohnmächtig, fremdbestimmt und/oder determiniert eingestuft werden. Doch früh in der Moderne (Bsp.: H. v. Kleist) zeigen sich Gegendiskurse, wird der Mangel an quälender Selbstreflexion als Gewinn an körperlicher Anmut und Unmittelbarkeit des Handelns verbucht. Anhand einer Analyse literarischer Beispiele aus dem 18.-21. Jahrhundert soll diesen mentalitätsgeschichtlichen Wandlungen des Motivs nachgegangen werden.Feststehende Texte des Seminars sind: J. W. Goethe: Die Leiden des jungen Werther, E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann, H.v. Kleist: Über das Marionettentheater, G. Büchner: Leonce und Lena, Julien O. de La Mettrie: Der Mensch als Maschine, M. Shelley: Frankenstein, Philip K. Dick: Blade Runner.
Angst avanciert, so hat Lars Koch zu Recht festgestellt, „insbesondere in der Literatur der Moderne zu einem zentralen Thema“. Um 1800 entsteht, beeinflusst durch die englischsprachige Gothic Novel und die gravierenden Umwälzungen gesellschaftlicher Zustände und vorgeblicher anthropologischer Gewissheiten, im deutschsprachigen Raum eine „Literatur der Angst“. Ihre Entwicklungslinie, welcher das Seminar nachgeht, reichen von der „schwarzen Romantik“ über die Literatur des Fin de Siècle und des Expressionismus bis hin zu den apokalyptischen Visionen der Nachkriegsliteratur. Beispiele, die Gegenstand der Vorlesung sein werden, sind: E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann, H. v. Kleist: Das Erdbeben in Chili, G. Büchner: Lenz, R. L. Stevenson: The strange case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde, F .Kafka: Ein Landarzt, H. M. Enzensberger: Zwei Randbemerkungen zum Weltuntergang. Als Lektüre zum Einstieg sei empfohlen: Lars Koch (Hg.): Angst. Ein interdisziplinäres Handbuch.