im Aufbau
Für die Nutzung von qualitativen Erhebungs- und Auswertungsverfahren im Rahmen einer empirischen Bildungsforschung lässt sich für die vergangenen zehn Jahre eine Ausdifferenzierung sowohl des methodischen Vorgehens, der methodologischen Grundlegung als auch ihrer Forschungsgegenstände und das damit regelmäßige Entflammen einer Qualitätsdebatte qualitativer Forschung feststellen (vgl. Reichertz 2019; Strübing et al 2018). Mit dem Format der Regensburger Methodengespräche Qualitative Forschung wird ein Rahmen für die diskursive Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen und Potentialen geschaffen. Zu einzelnen Terminen werden Wissenschaftler*innen für einen Impulsvortrag mit anschließender Diskussion eingeladen.
Bislang ist für eine qualitative Forschung das Potential des internationalen Austausches nicht ausgeschöpft. Der Blick über den Zaunpfahl bietet wertvolle Reflexionsimpulse für die eigene Forschung und soll im Rahmen des internationalen Forschungsseminares ermöglicht werden. Dazu bringen Teilnehmende aus verschiedenen Ländern Fragestellungen und qualitative Daten zur Diskussion ein, z.B. aus Brasilien und der Schweiz. Das Format des internationalen Forschungsseminares via Videokonferenz ist niedrigschwellig und ermöglicht es gerade Wissenschaftler*innen in der Qualifikationsphase das wichtige und vor allem frühe Knüpfen von internationalen Kontakten.
Das Einführungsseminar widmet sich der historischen Entwicklung und Institutionalisierung qualitativer Forschung sowie den verschiedenen Forschungstraditionen in der Schul- und Bildungsforschung, z.B. Ethno- und Videographie, Biographieforschung und Gruppendiskussionen. Betrachtet werden damit verknüpft die zentralen Grundannahmen ausgehend von dem interpretativen Paradigma nach Alfred Schütz und spezifiziert in den verschiedenen Methodologien, z.B. einer Praxeologischen Wissenssoziologie nach Karl Mannheim. Beleuchtet werden darüber hinaus die enorme Ausdifferenzierung und der damit einhergehende Methodenpluralismus der vergangenen Jahre. In diesem Zusammenhang erfolgen Einblicke in aktuelle Debatten beispielsweise zu den Gütekriterien qualitativer Forschung oder zur Triangulation. Konzipiert ist das Seminar als interaktives Format, welches die Teilnehmenden und Fragen zu ihren Qualifikationsarbeiten aufgreift. Vorgesehen ist dazu je ein Beitrag der Teilnehmenden zu einer Seminareinheit. Unabhängig davon können nach Interesse der Teilnehmenden weitere Schwerpunkte gesetzt werden, z.B. auf die Lektüre methodischer Klassiker oder den wissenschaftlichen Schreibprozess.
Im Verlaufe des Seminares werden die einzelnen Phasen des qualitativen Forschungsprozesses genauer beleuchtet. Von der ersten Planung des empirischen Designs, der Entwicklung des Erhebungssettings, der Modifizierung von Fragestellungen, der Auswertung bis hin zur Theoretisierung und Publikation sollen die jeweiligen Herausforderungen vertiefend in den Blick genommen werden. Je nach Interesse der Teilnehmenden können dabei Schwerpunkte gesetzt werden. Zudem soll das Vorgehen im Rahmen der einzelnen Phasen anhand von empirischen Forschungsprojekten veranschaulicht werden. Vorgesehen ist dazu, dass jede/r Teilnehmende etwas aus dem eigenen laufenden Forschungsprozess zur Diskussion einbringt. Im Rahmen des ersten Seminartermins werden dazu die näheren Absprachen getroffen.
Gerade für Wissenschaftler*innen in der Qualifikationsphase ist eine methodische Verortung herausfordernd, aber zwingt aufgrund der Pluralität zur stetigen Reflexion der gewählten Strategien, ihrer Gegenstandsangemessenheit, Nachvollziehbarkeit und Standortgebundenheit (vgl. Bohnsack 2021). Gegenstand des Seminares sind verschiedene qualitative Auswertungsverfahren. Wir beschäftigen uns dabei lektürebasiert mit den grundlagentheoretischen Prämissen der Methoden und stellen diese vergleichend einander gegenüber. Ziel ist es, genau aufzuzeigen, welche Forschungsgegenstände bereits durch die Annahmen und Begriffe der einzelnen Methode gesetzt werden. Ein vertiefendes Verständnis der jeweiligen Auswertungsschritte eines Verfahrens soll durch gemeinsame Interpretationen erreicht werden. Jede/r Teilnehmende bringt dazu nach Möglichkeit eigene qualitative Daten ein. Sollte noch kein eigenes Material vorliegen, können auch Fälle eines Fallarchivs o.ä. eingebracht werden. Dementsprechend wird zum ersten Seminartermin genauer besprochen, wer mit welcher Methode am eigenen Material wann arbeiten möchte.