Populismus ist nicht nur ein Phänomen innerhalb gegenwärtiger Demokratien. Bereits in den Anfängen der Demokratie in der Antike diente die Rhetorik als ein Mittel zur Durchsetzung von Machtinteressen. Aber worum geht es eigentlich in der Macht? Kann Macht ein Maßstab von Politik sein oder bedarf sie selbst eines ethischen Maßstabs? Diesen Fragen geht Sokrates im „Gorgias“, einem der wichtigsten politischen Dialoge Platons nach. In kritischer Auseinandersetzung mit antiken Rhetorik- und Machttheorien entfaltet und prüft Sokrates Denkansätze von erstaunlicher Aktualität.
Im Seminar wollen wir durch intensive Lektüre und gemeinsame Diskussion den Gedankengang und den systematischen Gehalt des Textes erschließen. Diese sorgfältige Rekonstruktion und Analyse stellt die Voraussetzung dafür dar, die Relevanz und überzeitliche Aktualität der platonisch-sokratischen Thesen zum Verhältnis von Wahrheit und Macht zu untersuchen und zu prüfen: Wir wollen in einem zweiten Schritt herausfinden, was antike politische Philosophie im Allgemeinen und der platonische Dialog “Gorgias” im Speziellen zum Verständnis der gegenwärtigen populistischen Herausforderungen liberaler Demokratien beitragen können.
Die liberale Demokratie nicht nur im politischen Systemwettbewerb, sondern auch innerhalb der Wissenschaft zunehmend unter Druck. In den letzten 10 Jahren erschienen zahlreiche Veröffentlichungen im Bereich der Politischen Theorie, die die liberale Ordnungsform fundamental kritisieren und als reformunfähig verwerfen – aber auch zahlreiche Veröffentlichungen, die versuchen, diese von verschiedenen Lagern geübte Kritik zu systematisieren, zurückzuweisen oder – trotz berechtigter Kritik – Möglichkeiten einer Reform und Weiterentwicklung liberaler Demokratien aufzuzeigen. Wir greifen einige aktuelle Beiträge der Forschungsdiskussion heraus und beschäftigen uns intensiv mit den theoretischen Grundlagen liberaler Demokratie sowie mit verschiedenen gegenwärtig diskutierten Problemdiagnosen und Reformvorschlägen. Das Seminar, das Studierenden des Masterstudiengangs „Demokratiewissenschaft“ und des BA-Studiengangs Politikwissenschaft offensteht (bei Verfügbarkeit freier Plätze auch anderen Studiengängen) ist als Lektürekurs konzipiert und setzt die regelmäßige Vorbereitung der Texte und die regelmäßige Teilnahme und Beteiligung an der Seminardiskussion voraus. Wir werden uns im Seminar unter Anderem intensiv mit Texten von Autoren befassen, die im Sommersemester als Gäste in die Vorlesung „Liberale Demokratie unter Druck: Theoretische Grundlagen und aktuelle Herausforderungen“ (Di 12-14 Uhr, unmittelbar im Anschluss ans Seminar) kommen, so dass Sie im Seminar bestens auf die in der Vorlesung geführte Diskussion vorbereitet werden.
Für die Veranstaltung müssen Sie sich über FlexNow im Zeitraum Mo,15.04.24 - Mi,03.07.24 anmelden. Sollten Sie Probleme mit der Anmeldung haben, dann melden Sie sich bitte während der Anmeldephase im Sekretariat bei Frau Schmid, E-Mail: sekretariat.odzuck@ur.de Sollten Sie aufgrund Ihres Studiengangs oder weil Sie Austauschstudierender sind, keinen FlexNow-Zugang haben, dann schicken Sie bitte eine E-mail an das Sekretariat: sekretariat.odzuck@ur.de EWS-Studierende des Studiengangs LA-GS und LA-MS, können an der Vorlesung teilnehmen und erhalten 4 LP bei erfolgreichem Abschluss. Rechtzeitige Korrektur der Ergebnisse gewährleistet! Zwingende Voraussetzung: Anmeldung: Die Vorlesung kann belegt werden für BA Politikwissenschaft, Master Demokratiewissenschaft, und im Rahmen weiterer Studiengänge nach Absprache. Prüfungsan- bzw. abmeldung erfolgt ausschließlich über Flexnow (Termin: Mo,15.04.24 - Mi,03.07.24), für Studenten ohne FlexNow-Zugang durch eine E-mail an Frau Schmid (sekretariat.odzuck@ur.de) im selben Zeitraum. Die Anmeldungen sind verbindlich und können nach dem Ablauf der Frist NICHT mehr geändert werden. Nicht-Teilnahme bei der Klausur bedeutet „Versäumnis (5,0)” - im 1. Versuch. Die Wiederholungsprüfung findet in der 1. Vorlesungswoche des folgenden Semesters statt. Leistungsnachweis: Abschlussklausur am Di. 16.07.2024, 12-14 Uhr
Die Politische Philosophie erforscht die grundlegenden Begriffe und Etappen des politischen Denkens. Sie fragt nach dem Selbstverständnis und der Legitimität politischer Ordnungen und reflektiert auf die Fundamente der Politikwissenschaft. Der Grundkurs führt anhand der gemeinsamen systematischen Analyse und Diskussion zentraler Quellentexte in Grundprobleme und -positionen der Politischen Philosophie, Theorie und Ideengeschichte ein. Durch Gegenüberstellung von Texten aus verschiedenen Epochen (Antike, Neuzeit, Moderne), literarischen Genres (bspw. Dialog, Fürstenspiegel, Traktat), und mit verschiedenen Problemwahrnehmungen, Fragestellungen und Argumentationen wird ein zugleich kontext-sensitiver wie auch argumentativ-analytischer Umgang mit den jeweiligen Positionen eingeübt. Im Fokus steht die gemeinsame Arbeit an den Quellentexten. Lernziele sind neben der vertieften Kenntnis zentraler Positionen der politischen Philosophie und Ideengeschichte der Erwerb der fachgebietsspezifischen Arbeitsweise und Methodik sowie die Einübung und Vertiefung hermeneutischer, analytischer und argumentativer Kompetenzen. Die Veranstaltung setzt die Bereitschaft zu intensiver Vorbereitung (Textlektüre!) und aktiver Mitarbeit voraus. Obligatorisch sind zudem die Gestaltung einer Sitzung mit Referat (Studienleistung) sowie die Anfertigung einer Hausarbeit (Prüfungsleistung). Regelmäßige Teilnahme wird vorausgesetzt.
Die Digitalisierung der Lebenswelt verändert demokratische Institutionen und demokratische Praxis: Die Genese neuartiger Artikulations- und Partizipationsformen wurde zu Beginn der Debatte oftmals euphorisch als demokratischer Zugewinn begrüßt. Ambivalente und ernüchternde Erfahrungen der letzten Jahre (Stichworte: Hate Speech, Polarisierung, Manipulation von Wahlkämpfen etc.) und die Forschungen zum Strukturwandel der Öffentlichkeit in der Digitalisierung verdeutlichen dagegen die Notwendigkeit, neben den (unbestrittenen!) demokratiepolitischen Potenzialen der Digitalisierung den Blick auch auf Herausforderungen und Gefährdungen zentraler Werte, Strukturprinzipien und Praktiken liberaler Demokratien zu richten. Das Seminar behandelt ausgewählte Phänomene der Digitalisierung als Herausforderungen der Demokratie und diskutiert die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer demokratiepolitisch verantwortlichen Gestaltung der Digitalisierung. Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Was ist eine gute Demokratie? Die Frage danach, was eine gute Demokratie ausmacht – oder anders gesagt – wie eine gute Demokratie sein soll, ist eine Frage, die von der normativen Demokratietheorie beantwortet wird. In der normativen Demokratietheorie existieren verschiedene Ansätze (bspw. liberale, republikanische, deliberative, feministische, kommunitaristische, radikale Demokratietheorien), die die Frage, was eine gute Demokratie ist, durchaus unterschiedlich beantworten und in ihrer Begründung auf sehr verschiedene Kriterien fokussieren. Im Hauptseminar wollen wir uns die wichtigsten modernen normativen Demokratietheorien erarbeiten und anwendungsbezogen diskutieren. Ziel ist also nicht nur ein vertieftes Verständnis der wichtigsten Positionen der normativen Demokratietheorie, sondern auch eine Beantwortung der Frage, was die jeweiligen Demokratietheorien zum Verständnis und zur Bewältigung zentraler Herausforderungen liberaler Demokratien im 21. Jahrhundert beitragen können. Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Wie unterscheiden sich die neuzeitlichen Vertragstheorien vom antiken naturrechtlichen Denken? Ist Aristoteles‘ oder Carl Schmitts Politikbegriff überzeugender – und wo lassen sich aristotelische und Schmitt’sche Elemente in aktuellen demokratietheoretischen Ansätzen finden? Wie argumentiert Hobbes für den absoluten Staat – und welche Rolle spielte Hobbes‘ Argument für die weitere Entwicklung liberal-demokratischen Denkens? Der Grundkurs führt anhand der gemeinsamen systematischen Analyse und Diskussion zentraler Quellentexte in Grundprobleme und -positionen der Politischen Philosophie, Theorie und Ideengeschichte ein. Durch Gegenüberstellung von Texten aus verschiedenen Epochen (Antike, Neuzeit, Moderne), literarischen Genres (bspw. Dialog, Fürstenspiegel, Traktat), und mit verschiedenen Problemwahrnehmungen, Fragestellungen und Argumentationen wird ein zugleich kontext-sensitiver wie auch argumentativ-analytischer Umgang mit den jeweiligen Positionen eingeübt. Im Fokus steht die gemeinsame Arbeit an den Quellentexten. Lernziele sind neben der vertieften Kenntnis zentraler Positionen der politischen Philosophie und Ideengeschichte der Erwerb der fachgebietsspezifischen Arbeitsweise und Methodik sowie die Einübung und Vertiefung hermeneutischer, analytischer und argumentativer Kompetenzen. Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Was ist Gerechtigkeit? Wie lässt sich Herrschaft begründen? Wie steht es um die Gegenwart und die Zukunft der liberalen Demokratie? Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über die Geschichte und Systematik der Politischen Philosophie, Theorie und Ideengeschichte von der Antike bis zur Gegenwart. Im ersten Teil der Vorlesung werden anhand exemplarischer Positionen aus der politischen Ideengeschichte und der Politischen Theorie der Gegenwart Grundbegriffe der Politischen Philosophie eingeführt (u.a. Politik, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit). Im zweiten Teil der Vorlesung stehen Institutionen und Begründungen politischer Ordnung im Vordergrund (bspw. Autorität, Rechtsstaat, Demokratie). Im abschließenden Teil werden die erarbeiteten Begriffe und Positionen anwendungsbezogen diskutiert, indem ein Blick auf aktuelle Herausforderungen liberaler Demokratien geworfen wird (bspw. Digitalisierung, Migration, autoritäre Kräfte). Neben einem historischen und systematischen Überblick vermittelt die Vorlesung durch exemplarische Analyse zentraler Quellentexte und Positionen zudem einen Einblick in die fachgebietsspezifische Arbeitsweise und Methodik. Durch Leitfragen zu jeder Sitzung wird eine strukturierte Nachbereitung (und zugleich kontinuierliche Klausurvorbereitung) unterstützt. Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben. Die Vorlesung wird durch ein Tutorium unterstützt.