Seminar: Platon, Alkibiades
Was braucht ein Mensch, um
politisch handeln zu können – Talent, Einfluss, Prinzipien? Oder vor allem:
Selbsterkenntnis? In diesem Seminar tauchen wir ein in ein spannungsgeladenes
fiktives Gespräch zwischen dem jungen, ehrgeizigen Alkibiades und dem
Philosophen Sokrates. Alkibiades – später ein gefeierter, aber auch zutiefst
umstrittener Feldherr und Politiker – will die Macht, doch fehlt ihm ein
fundamentales Rüstzeug: ein klares Verständnis seiner selbst. Sokrates stellt
ihn zur Rede und führt ihn, Schritt für Schritt, an die Frage heran, die nicht
nur für die Philosophie, sondern gerade auch für die Politikwissenschaft
zentral ist: Was bedeutet es eigentlich, sich selbst zu erkennen?
Und welche Rolle spielt diese Erkenntnis für verantwortungsvolles politisches
Handeln? Wir diskutieren die Figur Alkibiades als Paradigma politischer
Ambition ohne Fundament – und fragen: Welche Bedeutung hat die
Auseinandersetzung mit Selbsterkenntnis und politischem Führungswissen für
die Politik von heute? Wo liegen Möglichkeiten und Grenzen der politischen
Wirksamkeit von Philosophie? Ein
Seminar für alle Studierenden der Politikwissenschaft und anderer
Fachrichtungen, die wissen wollen, was Macht mit Selbsterkenntnis zu tun hat –
und warum gute politische Führung mit einem Blick nach innen beginnt. Das
Seminar findet bereits zu Beginn des Semesters statt, was für die Zeitplanung
für die vorbereitende Lektüre und die Anfertigung von Referaten zu beachten
ist. Verbindliche Anmeldung zum Seminar über SPUR. Das Seminar ist
zusammengesetzt aus vorbereitenden Sitzungen und abschließenden Sitzungen an
der Universität Regensburg / per Zoom und einem Seminarteil an einem
außeruniversitären Lernort, der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, vom
17. - 19.10.2025. Die vorbereitende Sitzung erfolgt über Zoom am 19.09. von
10-13 Uhr. Die Abschlusssitzung an der Universität Regensburg findet statt per
Zoom am 24.10. von 10-13 Uhr. Ein Zuschuss zu den anfallenden Kosten kann voraussichtlich
übernommen werden. Beginnend mit der Behandlung der literarischen Form (und dem
Problem, ob sich aus einem Dialog ohne Weiteres eine „Lehre“ herauslesen lässt)
wird das als Lektüreseminar konzipierte Seminar in zentrale Themen und
Problemstellungen der politischen Philosophie von Platon einführen. Im Zentrum
steht für uns dabei ein Close Reading des Dialoges Alkibiades. Die
Erarbeitung des Primärtextes von Platon wird ergänzt durch den Einbezug
systematisch relevanter Sekundärliteratur, die wirkungsmächtige und/oder
aktuelle Positionen der Platonforschung widerspiegelt. Wie aktuelle Forschungen
zeigen, lassen sich aus Platons über 2000 Jahre alten Dialogen nicht nur
Einsichten in die Funktionsweise von Fake News und Verschwörungstheorien in
digitalen Räumen gewinnen (vgl. Odzuck/Odzuck 2023), sondern auch Kriterien zur
Beurteilung zum Verhältnis von Rhetorik und Wahrheit in gegenwärtigen
Demokratien (vgl. Radtke 2019). Das Seminar ist als Lektürekurs konzipiert. Wir
lesen gemeinsam den Dialog Alkibiades von Platon und arbeiten die
Problemstellung und Argumentation des Autors heraus, erwerben dabei analytische
und hermeneutische Techniken der Textanalyse und Interpretation, und wenden die
erarbeiteten Positionen, Problemfelder und Einsichten auf aktuelle politische
Problemlagen an.