Das bayerische Italienbild, so viel weiß man nicht erst seit Gerhard
Polts „Man spricht deutsh“, oszilliert zwischen Anziehung und Abstoßung:
Der Sehnsuchtsort, assoziiert mit Licht, Kunst und Kultur,
Stilsicherheit seiner Bevölkerung, Lebensfreude und Genuss hier und das
Land der Oberflächlichkeit dort, in dem politische und private
Unzuverlässigkeit ebenso gedeihen wie Kriminalität. „Man sagt wohl“,
räsoniert Johann Gottfried Seume in seinem „Spaziergang nach Syrakus im
Jahre 1802“ in diesem Sinne, „Italien sey ein Paradies von Teufeln
bewohnt“ – und fasst damit treffend die Ambivalenz eines Urteils
zusammen, das gleichermaßen faktenbefreit wie langlebig war (und ist).
Freilich finden sich Stereotype auch umgekehrt: der fleißige,
erfolgreiche Deutsche, für Bayern zahlreich ergänzt vom ewigen
Biertrinker, bei zugleich latent antideutschen Ressentiments, die –
blickt man auf Banken-, Flüchtlings- und Coronakrise bis in die jüngste
Vergangenheit reichen. Die Vorlesung wird verschiedene Aspekte des
bayerisch-italienischen Verhältnisses beleuchten: Politische Aspekte vom
Ausgang des Alten Reichs bis in die bundesrepublikanische Zeit werden
genauso betrachtet werden, wie dynastische, ökonomische, kultur-,
alltags- und wahrnehmungsgeschichtliche sowie solche der
Wirtschaftsbeziehungen und der Arbeitsmigration. Ziel der Vorlesung ist
es nicht, einen wie auch immer gearteten bayerisch-italienischen
Vergleich anzustellen, sondern die Verflechtung der ungleichen Partner
auf verschiedenen Feldern zu zeigen, um dergestalt einige Schlaglichter
auf Aspekte vorrangig der bayerischen, aber auch der italienischen
Geschichte zu werfen. Infolge des zeitlich und geographisch
umfangreichen Untersuchungsgegenstandes ist eine begleitende
eigenständige Lektüre zur Geschichte beider Länder unumgänglich. Weitere
Literatur zu den einzelnen Themenblöcken wird während der Vorlesung
empfohlen.