Hate speech, hate crime und gewalttätige Angriffe auf religiöse Gemeinschaften sind in unserer heutigen Gesellschaft (wieder) allgegenwärtig, vor allem in sozialen Medien, aber auch im alltäglichen Umgang. Wir wollen in der Übung anhand von Forschungsliteratur und ausgewählten Quellen den vormodernen Ausprägungen von Feindbildern und Hass auf bestimmte religiöse Gemeinschaften nachspüren. Wie wurde die Ausgrenzung und Diffamierung religiöser Gruppen ideologisch legitimiert? Welche politischen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen standen hinter ihrer Verfolgung? Welche Medien unterstützten diese? Da Religion einer der gesellschaftsordnenden Prinzipien der Vormoderne darstellte, werden wir uns in der Übung auf diesen Bereich konzentrieren, auch wenn andere politische und ethnisch-kulturelle Feindbilder ebenfalls prägend wirkten und sich mit religiösen Stereotypen überschnitten.
In einem ersten Block widmen wir uns der sogenannten „Türkengefahr“ – ein Schreckensszenario, das seit dem 15. Jahrhundert in Westeuropa verbreitet war. Die Angst vor dem expandierenden Osmanischen Reich wurde zu unterschiedlichen politischen Zwecken instrumentalisiert, vor allem im neuen Medium des Flugblattes. Erst als die Bedrohung durch die Kriege an den östlichen Außengrenzen des Reichs abnahm, wandelte sich die Bedrohung in eine Faszination für das Orientalische. In einem zweiten Block widmen wir uns den konfessionellen Feindbildern, die seit der Reformation und der Spaltung des Christentums die binnen-europäischen, konfessionellen Gemeinschaften prägten. Luther wirkte in dieser Zeit als einflussreicher Prediger nicht nur in Bezug auf antikatholische und anti-calvinistische Stereotype, er wetterte auch wortgewaltig gegen Muslime und Juden. In einem letzten Block nehmen wir antisemitische Darstellungen in den Blick.
Eine regelmäßige Teilnahme an der Übung ist Voraussetzung für den Erwerb von Leistungspunkten. Ebenso wird eine gründliche Vorbereitung des wöchentlichen Lektürepensums vorausgesetzt. Für den Erhalt des Scheins sind zudem ein Referat sowie die schriftliche Anfertigung eines Portfolios erforderlich.