Handel im Mittelalter und der Frühen Neuzeit: die Bedeutung von Regensburg, Nürnberg und Augsburg als ökonomische Zentren
Es gibt wohl wenige Regensburger Studierende, die sich nicht schon an, unter oder auf der Steinernen Brücke getroffen, gefeiert, gelernt oder einfach nur den Sommer genossen hätten (zumindest solange es erlaubt war). Den meisten wird die handelspolitische Bedeutung der während der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbauten Brücke bewusst gewesen sein, liegt sie doch nicht nur (nahezu) am nördlichsten Punkt der Donau, sondern an dem einzigen großen Fluss Mitteleuropas, der in Ost-West-Richtung fließt. Tatsächlich ist die günstige handelspolitische Lage ein Grund für den Aufstieg Regensburgs im ausgehenden Hochmittelalter. Schon im 13. Jahrhundert aber war eine ökonomische Abwärtsbewegung erkennbar, die sich an der Wende von Mittelalter zur Frühen Neuzeit fortsetzte. Längst waren zuerst Nürnberg und dann auch Augsburg zu zentralen süddeutschen Handelsmetropolen aufgestiegen. Die Übung will exemplarisch die grundlegenden politischen Strukturen der drei Städte klären, die wichtigsten Akteure – Familien als Einzelkaufleute wie Handelsgesellschaften als überpersonale Organisationsformen – und ausgewählte Fernhandelsverbindungen vorstellen. Dabei sollen der Wandel von Handelswegen und gehandelten Gütern sowie die jeweiligen Rückwirkungen auf die politischen wie sozialen Verhältnisse in den drei Städten zumindest schlaglichtartig beleuchtet werden. In zeitlicher Hinsicht werden Entwicklungen zwischen dem ausgehenden Hochmittelalter und der anbrechenden Frühen Neuzeit betrachtet werden.
Literaturhinweise:
Peter Schmid (Hrsg.), Geschichte der Stadt Regensburg, 2 Bände, Regensburg 2000; Klaus Fischer, Regensburger Hochfinanz. Die Krise einer europäischen Metropole an der Wende zur Neuzeit, Regensburg 2003; Klaus Fischer, Der Regensburger Fernhandel und der Kaufmannsstand im 15. Jahrhundert, Regensburg 1990; Hektor Ammann, Nürnbergs wirtschaftliche Stellung im Spätmittelalter, Nürnberg 1970; Michael Diefenbacher, Handel im Wandel. Die Handels- und Wirtschaftsmetropole Nürnberg in der frühen Neuzeit (1550–1630), in: Bernd Kirchgässner/Hans-Peter Becht (Hrsg.), Stadt und Handel, Sigmaringen 1995, 63–81; Johannes Burkhardt (Hrsg.), Augsburger Handelshäuser im Wandel des historischen Urteils (Colloquia Augustana 3), Berlin 1996; Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396–1521. Beitrag zu einer Strukturanalyse Augsburgs im Spätmittelalter, München 1995; Eberhard Isenmann, Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150–1550. Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Köln/Weimar/Wien 2012; Hans-Heinrich Vangerow, Handel und Wandel auf der Donau von Ulm bis Wien in den Jahren 1583 bis 1651, 2013; Michael Gassert, Kulturtransfer durch Fernhandelskaufleute. Stadt, Region und Fernhandel in der europäischen Geschichte ; eine wirtschaftshistorische Untersuchung der Beziehungen zwischen wirtschaftlichen Vorgängen und kulturellen Entwicklungen anhand von Karten. 12. bis 16. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2001; Jörg Oberste/Susanne Ehrich (Hrsg.), Italien als Vorbild? Ökonomische und kulturelle Verflechtungen europäischer Metropolen am Vorabend der ‚ersten Globalisierung‘ (1300–1600), Regensburg 2019.