Kern der Philosophie ist es, gut zu argumentieren, methodisch Begriffe
zu bilden und treffende Fragen zu stellen. Logik, wie sie meistens
betrieben wird, ist als Theorie des formalen Argumentierens fassbar, die
gelegentlich auch (in der Form einer Definitorik) das formale Bilden
von Begriffen erfasst. In jedem Fall gibt es Standards und
Verbindlichkeiten auf diesen zwei Gebieten. Dies gilt nicht vom Fragen,
obwohl es in der Verfahrensordnung wohl die primäre philosophische
Tätigkeit ist. Das Theoretisieren über das Fragen, egal ob in einem
formalen oder informellen Duktus, kennt nur wenige allgemein akzeptierte
Thesen und wird in Philosophie und Logik fast immer stiefmütterlich
behandelt. Das Seminar bietet einen Überblick über gut ausgearbeitete
formale und informelle Ansätze. Insbesondere die derzeit wohl am
stärksten untersuchten Ansätze der Inferential Erotetic Logic
(Wisniewski), der Inquisitive Semantics (Ciardelli et al.) und des
Interrogative Model of Inquiry (Hintikka) werden genauer betrachtet. Die
Rücksicht unter der die Texte studiert werden ist eine philosophische:
Welche der Theorien bilden die Komplexitäten des philosophischen Fragens
am ehesten ab? Welche sprachphilosophischen Voraussetzungen stellen
diese Theorien jeweils?