Fabelhaft, exotisch, orientalisch, bürokratisch, ketzerisch, bunt: diese und andere Beschreibungen werden oft dem Oströmischen Reich zugeschrieben, vor allem aus der Perspektive herkömmlicher, auf Westeuropa bezogener Mittelalterstudien. In dieser Übung wollen wir uns die sogenannte mittelbyzantinische Periode anschauen von den Anfängen des Bilderstreites bis zu den Kreuzzügen und die Wiederherstellung byzantinischer Selbstverwaltung unter den Palaiologen-Kaisern im Jahre 1261. Da die Byzantinistik in Regensburg nicht durch einen facheigenen Lehrstuhl vertreten wird, versteht sich diese Übung auch als kleine Einführung und kleiner Einblick in diese mittelalterliche Geschichtsdisziplin. Was heißt „Byzanz” eigentlich? Wie nannten sich selber die Leute dieses Reiches? Und wie im Titel der Übung angedeutet: wie verhielten sich die Sphären der Politik und des Glaubens, die Macht des Kaiserreiches und der Einfluss des Patriarchats, zueinander? Anhand der gemeinsamen Lesung und Besprechung primärer Quellen wie Chronikenauszüge, liturgischer Texte sowie Kunstobjekte werden Teilnehmer*innen diesen Fragen nachgehen, dabei erste Erfahrung mit der byzantinischen Geschichte gewinnen und zugleich den Begriff „Mittelalter” selber etwas aus dem festen Zeitraster und dem auf einen westeuropäischen Kontext eingeschränkten geografischen Rahmen auflockern können. Eine aktive Mitarbeit und Bereitschaft zum Diskutieren und zu kritischem Nachdenken über die Quellen aufseiten der Studierenden wird erwartet.
Den Kursschlüssel kann man mit einer Mail an den Kursleiter erhalten: christopher DOT sprecher AT ur DOT de