Seit jeher sind Gespenster Besucher der Welt der Lebenden, und besonders aktiv sind sie in der Welt der Fiktion. Wenn die Toten zu den Lebenden zurückkehren, kann ihre Botschaft jeweils tröstend, beängstigend, oder plagend sein. Gespenster können helfen oder verfolgen, sie können versöhnen oder rächen. Im Leben wie in der Literatur begleiten Gespenster die menschliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und den Problemen der Gegenwart. Wie beeinflussen z.B. Religion, Wissenschaft und Folklore die Darstellung von Gespenstern?
In diesem Kurs werden wir Gespenstererscheinungen betrachten, die in der deutschen und europäischen Literatur zwischen dem 19. und dem 21. Jahrhundert vorkommen und diese Phänomene in ihrem medialen Kontext untersuchen. Insbesondere werden wir uns auf die Jahrhundertwende (um 1900) konzentrieren und ihre Gespenstererscheinungen kulturgeschichtlich interpretieren vor dem Hintergrund der Entwicklung von Spiritismus, Mediumismus, und Geisterphotographie. Von der Britischen ghost story über Geschichten von E.A. Poe, Guy de Maupassant, Henry James, Thomas Mann, Franz Kafka, bis Marie Luise Kaschnitz u.a. werden wir ein breites Korpus von Gespenstergeschichten erarbeiten um das literarische Leben der Totenerscheinungen zu befragen.