Der moderne Alltag ist in hohem Maße in digitale Infrastrukturen eingebunden, derer wir uns häufig erst dann bewusst werden, wenn das login fehlschlägt, wenn keine Verbindung aufgebaut werden konnte, ein server überlastet ist oder wenn wir erfahren, dass persönlichen Daten in falsche Hände gelangt sind.
Auch im Kontext gesellschaftlicher Diskurse um die Frage nach Chancen und Risiken des Einsatzes künstlicher Intelligenz, etwa in Form sogenannter deep learning-Algorithmen, virtueller und augmentierter Realität(en) und allerlei „smarter“ Artefakte und Räume spiegelt sich die zunehmend komplexer werdende Verflochtenheit unseres Alltags mit digitalen Technologien.
Obgleich dieser Transformationsprozess unterschiedlichste Deutungen und Zuschreibungen erfährt, so steht doch außer Zweifel, dass sich mit dem zunehmenden Einsatz digitaler Technologien die Deutungen, Praxen und Materialitäten des Alltagslebens verändern. Im Seminar wollen wir uns daher mit der Frage beschäftigen, wie die Vergleichende Kulturwissenschaft auf Phänomene des Technischen und Digitalen blickt und wie sich die Reziprozität und Relationalität von Mensch, Technik und Algorithmus kulturanalytisch fassen und methodisch greifbar machen lässt.
Im ersten Teil des Kurses erarbeiten wir uns einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand sowie relevante begriffliche Instrumentarien, mithilfe derer wir uns dem Seminarthema verstehend annähern können. Im zweiten Teil erfolgt eine explorative Annäherung durch kleine Feldforschungsübungen im Rahmen der Nutzung und Entwicklung „intelligenter“ Tischoberflächen, wie sie derzeit im Forschungsprojekt VIGITIA an der Universität Regensburg entwickelt werden. Auf diese Weise schärfen wir unsere Perspektive sowie methodisch-analytische Kompetenzen und gewinnen nicht zuletzt einen Einblick in die interdisziplinäre Schnittstelle von Geistes- und Ingenieurswissenschaften.