Der Expressionismus gilt literarhistorisch als ungemein produktive Bewegung mit zahlreichen intermedialen Bezügen (Bildende Kunst, Kino, Photographie). Charakteristisch für die Epoche ist das Aufgreifen von Psychoanalyse, Nietzsches Kulturkritik, Lebensphilosophie und zahlreichen anderen kulturellen Strömungen im Kampf gegen eine erstarrte überkommene Welt, gegen das selbstgenügsame wilhelminische Bürgertum, gegen die zunehmende Industrialisierung und Mechanisierung des Lebens. Von dieser kurzen, im Kern das „expressionistische Jahrzehnt” (1910-1920) umfassenden Phase, gehen weit reichende Wirkungen auf die spätere Literatur- und Kulturentwicklung bis hinein ins 21. Jahrhundert aus. Die Vorlesung bietet einen Überblick auf die Epoche und ihre zentralen literarischen Vertreter.