Brasilien – ein Land mit gegensätzlichen Konnotationen. Einerseits positioniert sich der Riese sowohl auf dem südamerikanischen Subkontinent als Regionalmacht als auch im internationalen Ranking trotz Rezession und Inflation als siebtgrößte Wirtschaftsmacht. Andererseits leidet das Land unter einer traditionell attestierten Rückständigkeit. Mit der Re-Demokratisierung in den 1980er Jahren machte es sich die staatliche Politik zum Ziel dieses Stigma zu überwinden und Brasilien zu einer postmodernen, multikulturellen Gesellschaft zu entwickeln.
Die Brasilianer – „ein Volk der Synthese“. Autoren wie Gilberto Freyre und Darcy Ribeiros sehen den synkretischen Charakter der brasilianischen Gesellschaft weniger in der Rassentrennung als in einer bewussten Vermischung begründet. Durch die gemeinschaftliche Lektüre soll einerseits die Dominanz der Vorstellung der kulturellen Verflechtung im Kultur- und Identitätsverständnis der brasilianischen Politik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wahrgenommen werden. Andererseits wird die öffentliche politische Debatte ab den 1990er Jahren, die als Seismograph für einen Wandel hin zu einem multikulturellen Konzept verstanden werden kann, anhand ausgewählter Literatur nachvollzogen.