Rott

In diesem Seminar werden ausgewählte Texte aus allen Bereichen der theoretischen Philosophie (und benachbarter Gebiete) gelesen und diskutiert. Es bietet Studierenden Gelegenheit, ihre eigenen philosophischen Interessen und Gedanken, die typischerweise im Zusammenhang mit der Vorbereitung einer größeren Arbeit stehen (aber nicht stehen müssen), zur Diskussion zu stellen. Hierzu werden bevorzugt selbstverfasste Texte vorgelegt, es können aber auch geeignete Texte aus der Fachliteratur vorgeschlagen werden.

Eine thematische Vorfestlegung gibt es nicht. Ein detailliertes Programm wird in der ersten Sitzung festgelegt.

Leistungsnachweis

Übernahme eines Themas mit eigener schriftlicher Textvorlage. Die Textvorlagen sollen jeweils bereits einige Tage vor den Sitzungen vorliegen, in denen das vorgestellte Thema besprochen wird.

Voraussetzung

Für Studierende des BA Philosophie (Prüfungsordnung 2019) sind Vorkenntnisse in Philosophie (Module PHI-101, PHI-102, PHI-103, PHI-104, PHI-111, PHI-112 und PHI-113) verpflichtend.

Zielgruppe

Das Oberseminar richtet sich an engagierte und/oder fortgeschrittene Studierende der Philosophie. Für Bachelor-Studierende (PO 2008) zählt es als "Bachelorseminar", für Bachelor-Studierende (PO 2019) als "Oberseminar" und für Master-Studierende als "Masterseminar". Auch Doktorand*innen und Habilitand*innen sind herzlich willkommen. Studierende anderer Fächer können ggf. nach Rücksprache mit dem Seminarleiter teilnehmen.

Kausalzusammenhänge, d.h. Zusammenhänge von Ursachen und Wirkungen, stehen seit der Neuzeit im Zentrum des metaphysischen, erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Denkens. So bilden Kausalrelationen den Kern von Humes auf Eindrücken und Assoziationen beruhendem Empirismus. Bei Immanuel Kant ist das Kausalprinzip das intuitiv wohl zugänglichste der synthetischen Urteile a priori. Die Kausalthematik ist heute aber ebenso lebendig und wichtig wie in früheren Jahrhunderten. Im Seminar soll eine Auswahl der Fragen und Problemstellungen der Kausalität anhand historischer (Hume) und zeitgenössischer Texte diskutiert werden. Schließlich wird auch die "kausalen Revolution" Judea Pearls besprechen, der seit ca. 30 Jahren sehr einflussreich dafür plädiert, das kausale Denken und Modellieren wieder in den Vordergrund der Wissenschaft zu stellen, und großen Wert darauf legt, dass Daten (auch "big data") und statistische Methoden kausales Denken und Modellieren nicht ersetzen können.

Der „Wiener Kreis“ war eine Gruppe von Philosophen, Naturwissenschaftlern und Mathematikern, die unter der Leitung des Philosophieprofessors Moritz Schlick in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts regelmäßig zusammenkam und philosophische Probleme diskutierte. Einige der wichtigsten Denker des 20. Jahrhunderts wie Ludwig Wittgenstein, Rudolf Carnap, Otto Neurath, Kurt Gödel, Albert Einstein und Bertrand Russell waren Mitglieder des Kreises oder standen ihm gedanklich nahe. Die philosophische Programmatik des Kreises war ambitioniert und radikal: Alles metaphysische Denken sollte als haltloses Grübeln über Scheinprobleme entlarvt, konsequent überwunden und durch die „wissenschaftliche Weltauffassung“ eines logischen Empirismus ersetzt werden. Auch wenn einzelne Thesen des Wiener Kreises heute als überholt gelten, hatte er für den weiteren Lauf der westlichen Philosophie eine immense Bedeutung.
In diesem Hauptseminar wollen wir zum einen den philosophischen Grundlagen des logischen Empirismus nachgehen und fragen, worin denn besagte „wissenschaftliche Weltauffassung“ genau bestehen sollte und was von den Angriffen auf die „traditionelle“ Metaphysik und andere (vornehmlich philosophische) Disziplinen zu halten ist. Dazu lesen wir Texte von Wittgenstein, Carnap und Neurath. Zum anderen werden wir analysieren, inwiefern das Denken des Wiener Kreises Einfluss auf die zeitgenössische Kulturwelt und insbesondere auf die zeitgenössische Literatur hatte. Die gelegentlich in der Literaturwissenschaft formulierte Vermutung, dass es nur wenig Berührungspunkte zwischen einer metaphysikkritischen, eher „logiknahen“ Art des Philosophierens und der Literatur geben könnte, ist nämlich nur scheinbar plausibel. Die Mitglieder des Wiener Kreises hatten durchaus Ambitionen, die wissenschaftliche Weltauffassung auch über philosophische Hörsäle hinaus in die Gesellschaft und Kulturwelt zu tragen. Viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller kamen in Kontakt mit dem Denken des Kreises, studierten oder promovierten bei Moritz Schlick und anderen Kreismitgliedern oder suchten anderweitig Kontakt. Wir werden uns im Seminar mit Jean Améry, Bertolt Brecht und einigen anderen Autorinnen und Autoren beschäftigen und versuchen zu verstehen, inwiefern ihre literarischen Texte sowohl in ihrem Inhalt als auch in ihrer Ästhetik als Auseinandersetzung mit dem Wiener Kreis und seinem philosophischen Denken zu begreifen sein könnten.

Jedes Philosophieren bedarf als Mittel der Sprache. Sprache ist aber auch Gegenstand philosophischer Untersuchungen. Inhalt des Seminars ist, vereinfacht gesagt, die große Frage, wie Sprache funktioniert. Zunächst ist Sprache ein Zeichensystem, das anderen Zeichensystemen gegenübergestellt werden kann (Semiotik). Daran schließen sich Fragen wie die folgenden an: Welche Beziehungen haben sprachliche Elemente untereinander (Syntax), welchen Bezug haben sie zur Welt (Semantik) und wie wird eine Sprache von ihren Sprechern gebraucht (Pragmatik)? Was ist der Zusammenhang zwischen Bedeutung und Wahrheit? Im Seminar versuchen wir, anhand ausgewählter Texte von Platon, Wittgenstein, Carnap, Austin und Grice Antworten auf einige dieser Fragen zu finden.

Das Seminar wird als Essaykurs abgehalten. Ein Essay soll von einem/r Teilnehmer/in auf Eigeninitiative zum jeweilige Abgabetermin (s.u.) im Seminar vorgestellt werden. Die Essays werden jeweils bis zur nächsten Sitzung korrigiert, in der dann einzelne Essays musterhaft besprochen werden; die Auswahl der besprochenen Essays erfolgt durch den Seminarleiter.

Abwesenheiten sind rechtzeitig anzuzeigen. Hausarbeiten werden nicht geschrieben.

Der Basiskurs besteht aus einem Vorlesungsteil, in dem die Konzepte und Theoriebildung der elementaren Logik eingeführt und erklärt werden, und einem Übungsteil, in dem Studierende eigenständig Übungsaufgaben lösen und diese Lösungen in der Gruppe besprochen und verbessert werden.

Der Übungsteil ist in der Logik von besonderer Wichtigkeit, da der Basiskurs vor allem auch die Fähigkeit vermitteln soll, logische Verfahren selbst anzuwenden. Diese Fähigkeit kann nur durch selbständiges Üben erworben werden.

Die Übungen werden erstmals mit Computerunterstützung („Carnap“) angeboten. Das dazu passende Lehrbuch ist open access verfügbar, allerdings in der aktuellen Fassung nur in englischer Sprache:

Literatur
P.D. Magnus, Tim Button, Robert Trueman, Richard Zach, with contributions by J. Robert Loftis and Aaron Thomas/Bolduc, forall x Calgary − An Introduction to Formal Logic, University of Calgary, February 2024.

Diese Referenzausgabe kann hier in Grips heruntergeladen werden.



Leistungsnachweis
8 bzw. 9 LP (je nach Studiengang) werden für den erfolgreichen Abschluss von Vorlesung (Klausur) und Übung (Übungsblätter) vergeben. Siehe auch den Kommentar zur Übung 31108. 


Zielgruppen
B.A. Philosophie (Prüfungsordnung 2008): 9 LP, Vorlesung und Übung, FlexNow-Anmeldung über die Vorlesung 31107
B.A. Philosophie (Prüfungsordnung 2019): 8 LP, Vorlesung und Übung, FlexNow-Anmeldung über die Vorlesung 31107 und über die Übung 31108 (zwei separate Anmeldungen)
M.A. Philosophie: 5 LP, Vorlesung, Übung freiwillig, FlexNow-Anmeldung über die Vorlesung 31107
B.Sc. Mathematik: 9 LP, Vorlesung und Übung, FlexNow-Anmeldung über die Vorlesung 31107
B.Sc. Physik: 9 LP, Vorlesung und Übung, FlexNow-Anmeldung über die Vorlesung 31107
Wahlbereich/freie Leistungspunkte: 8 LP, Vorlesung und Übung, FlexNow-Anmeldung über die Vorlesung 31107 und über die Übung 31108 (zwei separate Anmeldungen)
EWS (Philosophie/gesellschaftswiss. Bereich): 8 LP, Vorlesung und Übung, FlexNow-Anmeldung über die Vorlesung 31107 und über die Übung 31108 (zwei separate Anmeldungen)

In den letzten Jahrzehnten hat die ursprünglich individualistisch ausgerichtete analytische Erkenntnistheorie eine umfassende Hinwendung zu sozialen Phänomenen und zu konkreten Anwendungsbereichen vorgenommen und damit ihre Perspektiven ganz wesentlich erweitert. 

Im ersten Drittel des Seminars werden wir uns einen Überblick über die wesentlichen Konzepte der individualistischen Erkenntnistheorie erarbeiten. Mit diesem Rüstzeug ausgestattet, werden wir in je zwei Sitzungen fünf Themen der sozialen Erkenntnistheorie diskutieren: Erkenntnis durch das Zeugnis anderer; Dissense unter Ebenbürtigen (peer disagreement); Urteilsbestimmung in einer Gruppe; epistemische Ungerechtigkeit; Erkenntnistheorie und Klimawandel. Eine ausführliche Themenliste wird rechtzeitig auf Grips gestellt und in der ersten Seminarsitzung besprochen.

"Neben Schopenhauers 1818 erschienenem 'Hauptwerk' Die Welt als Wille und Vorstellung gehören die 1839 und 1840 für die norwegische und die dänische Akademie der Wissenschaften verfassten 'Preisschriften' zu den bekanntesten und aus heutiger Sicht aktuellsten Schriften Schopenhauers. Für den Leser haben diese Preisschriften den Vorzug, dass sie die jeweils gestellte Frage weitgehend ohne Rückgriff auf die in Die Welt als Wille und Vorstellung entwickelte Metaphysik eines dämonischen 'Weltwillens' diskutieren.'" (Dieter Birnbacher)

Im Seminar lesen und diskutieren wir zunächst Schopenhauers im Jahr 1839 preisgekrönte Schrift Über die Freiheit des menschlichen Willens. Bei Nietzsche beginnen wir mit der "Fabel von der intelligiblen Freiheit" (§ 39 aus Menschliches, Allzumenschliches I, 1878) und lesen dann Auszüge aus Menschliches, Allzumenschliches, Die Fröhliche Wissenschaft und Jenseits von Gut und Böse .

Literatur

Arthur Schopenhauer, Die beiden Grundprobleme der Ethik: Über die Freiheit des menschlichen Willens/Über die Grundlage der Moral (= Kleinere Schriften II), nach der historisch-kritischen Ausgabe von Arthur Hübscher (3. Auflage, Wiesbaden: Brockhaus 1972), Zürich: Diogenes 2017.

Bitte besorgen Sie sich diese Ausgabe.

Die Nietzsche-Auszüge werden als pdf-Dateien zur Verfügung gestellt. 

Die Sequenz "Bewerten – Entscheiden – Handeln" hat offenbar eine gewisse Folgerichtigkeit. Die einfachste Vorstellung ist diese: Ein rationale Person entscheidet sich für die beste, d.h. wertvollste Option, und handelt gemäß ihrer Entscheidung. Die Entscheidungstheorie behandelt diese Thematik, soweit nur eine einzelne handelnde Person betroffen ist. Die Spieltheorie geht weiter, insofern sie mehrere (mindestens zwei) Akteure sowie deren als vernünftig unterstellte Überlegungen mit berücksichtigt. Die Sozialwahltheorie beschäftigt sich ebenfalls mit Entscheidungen von mehreren Personen; die Aufgabenstellung hier ist, vereinfacht gesagt, wie man aus den Präferenzen der einzelnen Personen eine Allgemeinpräferenz für die Gemeinschaft gewinnen kann. Beide Theorien sind von paradoxienartigen Problemen geplagt (wohl am wichtigsten: das Gefangenendilemma und Arrows Unmöglichkeitstheorem), die heute noch sehr lebhaft diskutiert werden.

Diese Thematik schlägt eine Brücke von der praktischen zur theoretische Philosophie. Im Seminar sollen Grundlagenaspekte erarbeitet werden, die eher aus der theoretischen Perspektive hervortreten. Im ersten Teil des Seminars zur Spieltheorie wollen wir die Übersicht von Ken Binmore sowie einige Kapitel des aktuellen, für Philosoph*innen gut geeigneten Lehrbuchs von St. Winter durcharbeiten. Letzteres ist in elektronischer Form in der UB der UR verfügbar. Der zweite Teil beginnt mit einer Lektüre von Teilen des Klassikers "Collective Choice and Social Welfare" von Amartya Sen (1970, erweiterte Auflage 2017).

Corona-Änderung: Der 3-stündige Kurs findet bis auf Weiteres als etwas später beginnender, minderstündiger Online-Kurs für die Spieltheorie statt. Für die Sozialwahltheorie ist derzeit eine Blockeinheit im August oder September 2020 vorgesehen.

Eine detaillierte Planung folgt bei größerer Klarheit der Rahmenbedingungen. Bitte beachten Sie stets die Kursunterlagen und -meldungen auf Grips!

Hume's early magnum opus "A Treatise of Human Nature" (1739/40) did not meet with the approval he had hoped for. Hume thus decided to rework its first part to what finally became known as An Enquiry Concerning Human Understanding (editions under various titles in 1748, 1750, 1756, 1758 …, final editions 1772 and 1777). Reviled by some as a dilution of the earlier work, the Enquiry is more beautifully written and can be seen as an expression of Hume's mature philosophy. The chapters of the book contain many of the doctrines that have immortalized Hume as a philosophical classic, including chapters on the origin and association of ideas, on sceptical doubts about the activity of the mind, on causality and probability, on freedom and necessity, and on miracles.