Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird auch in
Deutschland wieder lauter über die Reaktivierung der seit 2011
ausgesetzten Wehrpflicht. In der Debatte wird in erster Linie über
Kosten und Nutzen einer solchen Reaktivierung diskutiert und darüber, ob
eine primär mit der Aufgabe der Landesverteidigung betraute
Wehrpflichtarmee wirklich die angemessene Antwort auf die viel
beschworene „Zeitenwende“ ist.
Dabei gerade die grundlegendere Frage aus dem Blick, ob der Staat
überhaupt das Recht hat, ‚seine‘ Bürgerinnen zum Kriegsdienst zu
zwingen. Das setzte voraus, dass diese Bürgerinnen die Pflicht haben,
ihr Leben für ‚ihren‘ Staat zu riskieren und in letzter Konsequenz zu
opfern. Nur ist eine solche Pflicht, so oft sie seit der Antike auch als
selbstverständliche Bürgerpflicht behauptet und eingefordert wurde,
alles andere als selbstverständlich und trivial.
Im Seminar werden wir historische und aktuelle Texte zu dieser Frage
lesen und gemeinsam kritisch diskutieren. Eine Lektüreliste wird in der
ersten Sitzung vorgestellt, die Texte werden online auf GRIPS zur
Verfügung gestellt.