Frühe Moderne im literaturwissenschaftlichen Sinne setzt zeitlich nicht mit der Querelle des Anciens et des Modernes (1687) ein, sondern markiert stattdessen die Schwelle hin zum 20. Jahrhundert, exakter: einen Zeitraum, der etwa von 1890-1930 reicht. Dieser Zeitraum der literarischen Moderne schlägt sich wesentlich in der Erschütterung traditioneller Weltbilder nieder. Gemeint sind neue, das Denken revolutionierende Wissensbestände (Quantentheorie, Relativitätstheorie, Psychoanalyse); weiterhin das Aufkommen neuer Erzähltechniken (innerer Monolog, stream of consciousness) und zeitgleich auftretende, dabei divergierende literarische Strömungen (Symbolismus, Expressionismus, Neue Sachlichkeit etc.). Die Vorlesung hat das Ziel, a) wichtige kultur-, natur- und sozialwissenschaftliche Wissensbestände dieser Phase zu dokumentieren und b) literarische Schlüsseltexte der Epoche (Bsp: Kafka: Der Prozess, A. Döblin: Berlin Alexanderplatz, R.M. Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, T. Mann: Der Zauberberg, C. Einstein: Bebuquin etc.) einer eingehenden Analyse zu unterziehen