Kommentar: Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass gerade das Genre „Komödie“ nach den traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges und den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüchen eine Hochkonjunktur erlebte. Die Bühnenerfolge sind nicht nur der Zerstreuung, dem Unterhaltungsbedürfnis und der zunehmenden Kommerzialisierung geschuldet, auch wenn diese Aspekte unter den Schlagworten „Tanz auf dem Vulkan“ und „Roaring Twenties“ eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. In der Umbruchszeit der Weimarer Republik kommt das innovative Potenzial der Komödie, sowohl ordnungssprengend als auch ordnungsfestigend zu wirken, in all seinen Facetten voll zur Geltung und verleiht dem Komischen eine im wahrsten Sinne des Wortes vielfältige Popularität. Komödien dienen in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht nur als Vorlagen für Drehbücher der sich etablierenden Filmindustrie, sondern entfalten zunehmend ihre gesellschaftskritische Sprengkraft als Erkenntnismittel und Instrument der Kritik an herrschenden Verhältnissen und Institutionen. Um einen Einblick in die Bandbreite des Komischen und der Gattung „Komödie“ in der Zeit der Weimarer Republik zu erhalten, werden im Seminar Stücke von Sternheim, Kaiser, Brecht, Horváth, Hasenclever, Toller und Zuckmayer exemplarisch behandelt.
Literatur: Andrea Bartl: Die deutsche Komödie. Metamorphosen des Harlekin, Stuttgart 2009. Bernhard Greiner: Die Komödie. Eine theatralische Sendung: Grundlagen und Interpretationen. Zweite, aktualisierte und ergänzte Auflage, Tübingen 2006. Georg-Michael Schulz: Einführung in die deutsche Komödie, Darmstadt 2012. Uwe Wirth: Komik. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart 2017. Fähnders, Walter: Avantgarde und Moderne 1890 - 1933. Lehrbuch Germanistik. 2., aktualisierte und erw. Aufl. Stuttgart 2010. Thomas Koebner: Unbehauste. Zur deutschen Literatur in der Weimarer Republik, im Exil und in der Nachkriegszeit, München 1992. Günther Rühle: Theater für die Republik 1917-1933. Im Spiegel der Kritik, 1. Band 1917-1925, Frankfurt am Main 1988; 2. Band 1926-1933, Frankfurt am Main 1988.