SS 2024

Die mittelalterlichen Zisterzienser wuchsen innerhalb nur weniger
Jahrzehnte nach ihrer Gründung zum größten Ordensverband in Europa
heran. Welche religiöse Botschaft lag diesem Erfolg zugrunde? Wie
organisierten die benediktinischen Reformmönche ihren auf viele hunderte
von Klöstern anwachsenden Verband? Welche Rolle spielten Netzwerke
unter den verschiedenen Klöstern, wie wurde Wissen,
Handschriftenproduktion und Wissenstransfer organisiert? Das
Master-/Hauptseminar wird auf der Grundlage einer dichten
Quellenüberlieferung solche und weitere Fragen für das 12. und 13.
Jahrhundert diskutieren. Dabei gibt es keine klassischen Referate,
sondern Expertengruppen, Arbeit mit Forschungen und Quellen in
Kleingruppen sowie zusammenfassende Diskussionen. Konstitutiv ist
deshalb die Teilnahme an der Vorbesprechung, bei der die Arbeitsgruppen
gebildet werden.

The Middle Ages, understood broadly
in terms of time (AD 500–1500) and space (Western and Eastern Europe,
Byzantium, the Caucasus and the Near East), bear several characteristic traits,
one of which was despotic or monarchic rule: at the head of church/synagogue/mosque
and ‘state’ we find men, usually singular men, ruling over vast tracts of land
and vast numbers of the faithful on various scales: popes and patriarchs, kings
and caliphs, bishops and abbots. The exploits, excellences, and excesses of
these rulers come down to us in a variety of chronological, theological,
artistic, and archaeological sources. Yet what of women in these times and
lands? What were the conditions that allowed for women to rise to political and
ecclesial power? Did women’s exercise (and excesses) of power look different
than those of men, and if so, how and why? What women’s voices do we have that
comment on power/rule and gender’s role in its wielding and exercise? This
research seminar will examine primary source texts on such female medieval
rulers and medieval female authors critical of rule in our search for answers
to these questions and to provide a more nuanced view of power in the medieval
era that highlights women’s involvement – and exclusion – from these lofty
social spheres.

This Hauptseminar will be
led in English. All readings in the course will be provided in English
translation, all discussions will be in English, and class presentations will
be made in English. The Seminararbeit at the end of the course may be
submitted in German, English, or French. Being a Hauptseminar, students
will be expected to use any knowledge they have of source languages (notably
Latin; Greek and others if present) in preparation of the term paper.

Das Seminar stellt die Kategorie ‚Gender‘ in den Mittelpunkt des
Interesses und versucht, ausgehend von mittelalterlichen Bildern und
Texten, die über Frauen handeln – allerdings nur selten von Frauen
selbst geschrieben wurden – Einsicht in die Logiken und Arbeitsweisen
der Geschichtswissenschaften, insbesondere der Mediävistik, zu
vermitteln. Vor allem die mittelalterlichen Frauenbilder als auch die
Handlungsmöglichkeiten von Frauen bilden dabei den inhaltlichen Fokus
des Seminars. Um diese Bilder und Handlungsspielräume auszuloten und
rekonstruieren zu können, ist eine kritische Auseinandersetzung mit
zeitgenössischen Texten unerlässlich. Die kritische Quellenarbeit bildet
deshalb den methodischen Fokus des Seminars. Da diese Texte in der
überwiegenden Mehrzahl in lateinischer Sprache verfasst wurden, sind
gute Lateinkenntnisse wünschenswert – und für vertieft Studierende
obligatorisch.

Heilige waren aus dem mittelalterlichen Alltag nicht wegzudenken. Ihre
Festtage gaben dem Jahr als Tage der Rechtsprechung, der Abgabenpflicht
und durch spezifische kirchliche Bräuche, die teilweise bis heute
Bestand haben, Struktur. Päpste, Könige, „einfache Leute“ – sie alle
partizipieren auf ihre Weise am Entstehen und an den jeweiligen
Ausformungen der Heiligenkulte.

Im Zentrum dieses Proseminars soll die Verehrung der Heiligen als
Frömmigkeitspraxis und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft, speziell
im Spätmittelalter stehen. Ein Schwerpunkt liegt auf der den heiligen
Körpern zugeschriebenen Realpräsenz und ihrer Manifestation in
Reliquienkulten, Patrozinien und geistlichen Stiftungen. Anhand der
Heiligenverehrung im (Spät-)Mittelalter soll ein Einblick in die
größeren Entwicklungslinien der kirchen-, kultur- und
mentalitätsgeschichtlichen Fragestellungen zu dieser Periode gegeben
werden. Dabei sollen die Studierenden an ein breites Panorama an
Quellengattungen sowie Methoden zu deren Interpretation herangeführt
werden.

Im Seminar werden Kontexte, Akteure und Akteursgruppen sowie
Auswirkungen von Aufständen gegen die Kaiser*innen und Könige des
Westlichen Römischen Reiches und von Byzanz vom 9.-11. Jahrhundert
betrachtet. Der Fokus richtet sich vor allem auf die Politik der
Herrscher*innen in Bezug auf die Großen des Reiches und es wird der
Frage nachgegangen, welche Maßnahmen zu Aufständen und ultimativ zum
Sturz einer Herrscherin oder eines Herrschers führten, und welche
wiederum Grundlage für eine stabile und langdauernde Regierung waren.
Begleitend werden grundlegende Methoden historisch-mediävistischen
Arbeitens wie die systematische Quellen- und Literaturrecherche sowie
das wissenschaftliche Arbeiten vertieft.

Das Altarmenische ist eine selten gelernte, aber sehr wichtige Sprache
der Spätantike und des Mittelalters. Als eigenständiger Zweig der
indoeuropäischen Sprachfamilie reicht ihre Geschichte von der
Erschaffung des armenischen Alphabets und den ersten Übersetzungen in
die Sprache nach der Christianisierung im vierten Jahrhundert n. Chr.
über das Mittelalter als Standardsprache für Theologie, Dichtkunst und
Geschichte, bis in die Gegenwart als liturgische Sprache für die
armenisch-apostolische orthodoxe und katholische Kirchen. Das klassische
Armenisch verfügt nicht nur über eine Fülle von Texten, die
ursprünglich in dieser Sprache verfasst wurden, sondern hat auch viele
wichtige theologische und liturgische Texte bewahrt, deren griechische,
lateinische oder syrische Vorlagen verloren gegangen sind.


Dieser Kurs bietet eine gründliche Einführung in die Grammatik des
Altarmenischen (գրաբար, grabar), seine Aussprache, sein Alphabet und
seine Literatur. Der Kurs schließt mit ersten Lektüren aus der
armenischen Bibelübersetzung und historischen Werken ab und bietet eine
solide Grundlage für die weitere Lektüre und das Studium dieser
klassischen Sprache.

Die Übung ist als Begleitveranstaltung zur Ringvorlesung „Fakt oder
Fake? Kulturen des Fälschens von der Antike bis zur Gegenwart“ (Mi,
14-16 Uhr, H10) konzipiert. Durch die Lektüre einschlägiger Forschungs-
und Quellenliteratur sollen die in den Vorträgen vorgestellten
Themenbereiche vertieft werden und u.a. eine gezielte Vorbereitung auf
die Abschlussklausur erfolgen.

Zum unumgänglichen Handwerkszeug des Historikers gehört die Fähigkeit,
historische Handschriften lesen und auswerten zu können. Anhand
ausgewählter Quellen aus Regensburg und der Region wird das Lesen
handschriftlicher Texte des späten Mittelalters erlernt, in die
Grundtechniken der Archivarbeit eingeführt und Grundzüge der
Regensburger Archivlandschaft vermittelt.

Mittelalterliche Testamente erlauben nicht nur Aussagen über die Höhe
und Verteilung von finanziellem und materiellem Erbe, sie liefern
einmalige Einblicke in das Welt- und Selbstverständnis des
mittelalterlichen Menschen: Dabei erscheinen die Erblasser – zu denen
neben Männern auch zahlreiche Frauen gehörten – in ein weites Netz an
Personen und kirchlichen Institutionen eingebunden, das nach dem
individuellen Tod zur Sicherung des Seelenheils aktiviert werden konnte.
Testamente spiegeln also das mittelalterliche Verständnis einer
Gemeinschaft von Lebenden und Toten. Darüber hinaus sind diese
Rechtsquellen wichtige Dokumente der Alltagsgeschichte und materiellen
Kultur, da Bezeichnungen für vermachte Gegenstände, wie Schmuck,
liturgisches Gerät, Geschirr und Kleidung, und deren Bedeutung für
Jenseitsvorsorge und Erinnerungskultur teils nur hier greifbar werden.

Die Übung erschließt volkssprachliche Testamente des Spätmittelalters
über Lektüre und Interpretation. Ein Fokus liegt auf dem süd- und
mitteldeutschen Raum; Mittelhochdeutschkenntnisse sind von Vorteil, aber
keine Voraussetzung. Auch der größere gesellschaftliche Kontext der
mittelalterlichen Stadt mit ihren Institutionen und ihrer
Sakraltopographie soll dabei in das Blickfeld treten.