Blockveranstaltung vom 11.April – 14. April 2024
Prof. Dr. phil.
Dr. theol. h.c. Daniel Krochmalnik, Jüdische Religion und Philosophie an der School of Jewish Theology der
Universität Potsdam
Prof. Dr.
Christoph Dohmen, Exegese und
Hermeneutik des Alten Testaments an der Universität Regensburg
Am 17. Oktober 2023 luden die Mönche der Dormitio-Abtei
am Zionsberg in Jerusalem anlässlich des letzten Gaza-Krieges zu einem
24-stündigen Fasten und Beten sämtlicher 150 Psalmen ein. Zur gleichen Zeit
sagten in einem kleinen Raum in den Tunneln entlang der Klagemauer, der dem
Allerheiligsten des 2. Tempels am nächsten liegt, Standmannschaften aus 12
Männern von morgens bis abends die 150 Psalmen. Der liturgische Brauch, den
Psalter regelmäßig durchzubeten, verbindet Kirche und Synagoge. So sind die
jüdischen Taschenpsalter nach Wochen- und Monatstagen unterteilt, in Notzeiten
wird die Frequenz erhöht. Das ist nur ein Beispiel für den Psalmengebrauch der
Synagoge, viele andere Verwendungen, darunter magische, medizinische,
musikalische, poetische u. a., zeigen die ganze Bandbreite der jüdischen
Psalmenfrömmigkeit. Obwohl der Psalter eigentlich nicht das Gebetbuch der
Synagoge ist, so ist das Gebetbuch der Synagoge doch vom Psalter durchsetzt. Von
seinen Anfängen an hat das Christentum nicht nur die Bibel Israels als Hl.
Schrift mit dem Judentum gemeinsam, sondern den Gebrauch der Psalmen im
persönlichen Gebet wie in der Liturgie. Schon die Kirchenväter haben den
Psalter als Zusammenfassung der gesamten Hl. Schrift gesehen. Auch wenn der
christologischen Deutungen des Psalters in der Kirche oft ein großes Gewicht
beigemessen wurde, stand der Gebrauch des Psalters in vielfältigen
Wechselwirkungen mit dem in der Synagoge.
Unsere Lehrveranstaltung befasst sich weniger mit der
Auslegung der Psalmen als mit der Psalmenrezeption in der Synagoge als
Grundlage und Hinführung zu einem vertieften Verständnis des christlichen
Gebrauchs des Psalters.
Die Lehrveranstaltung enthält Vorlesungsanteile,
gemeinsame Textlektüren und den Besuch der Schabbatgottesdienste am
Freitagabend und Samstagvormittag in der Synagoge.
Fragen zur Anrechnung oder zur Modulzuordnung an christoph.dohmen@ur.de.
(Grundkenntnisse des Hebräischen sind erwünscht)