„Was ist Wahrheit?“ fragte Pontius Pilatus, offenkundig ohne eine Antwort abzuwarten. Eignet sich Pilatus rhetorische Frage praktisch oft hervorragend dazu, eine Debatte erfolgreich zu verweigern, steht der ernsthafte Versuch ihrer Beantwortung in der theoretischen Philosophie systematisch mit am Beginn.
Die Diskussion der Frage nach dem Wesen von Wahrheit ist bis in die jüngste Gegenwart überraschend kontrovers und komplex. Ihre Beantwortung stellt Weichen auf den elementaren Feldern der Erkenntnis- und Bedeutungstheorie sowie der Metaphysik.
Die Kursteilnehmer erarbeiten anhand bereitgestellter Texte einen ersten Zugang zu den grundlegendsten Positionen zur Wahrheitsfrage, um diese systematisch zu vergleichen und zu diskutieren. Neben Korrespondenz-, Kohärenz- und pragmatischen Ansätzen umfasst das Grundprogramm deflationistische und pluralistische Argumente, um die Existenz bzw. die Einheitlichkeit des Wesens der Wahrheit in Zweifel zu ziehen. Kernbestandteil ist auch Tarskis semantische Wahrheitskonzeption. Klassische Autoren aus der analytischen Philosophietradition bilden den Schwerpunkt des Kursprogramms. Die Veranstaltung ist ein Essaykurs.
Das Seminar findet als wöchentliche Videokonferenz (Zoom) mit Unterstützung durch einen GRIPS-Kurs statt. Zur Teilnahme ist eine Anmeldung (über Grips) zum 31.10.2020, 17 Uhr erforderlich. Maximale Teilnehmerzahl: 30
Der Kurs richtet sich vorrangig an Teilnehmer, die einen Essaykurs als Pflichtkurs belegen müssen. Drei Essays (3-5 Seiten), zu festen Semesterterminen einzureichen (6 Leistungspunkte). Weitere Details zu den Anforderungen und Leistungen werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.